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Vordergrunde das anmuthige Dorf Hohenstein und die Niederung, welche mit einem steilen, rebenbepflanzten Abhange in einem weiten amphitheatralischen Bogen umschlossen ist, der gleichsam den Rahmen zu der Landschaft bildet, in deren Mittelgrund die stattlichen Ortschaften, Kirchheim, Gemmrigheim, Kaltenwesten, Liebenstein – und im Hintergrunde die Löwensteiner Berge mit dem von ihnen vorspringenden Wunnenstein sichtbar sind.

Bei dem Schloß befindet sich ein laufender Brunnen, im Ort selbst sind zwei Pumpbrunnen, von deren Abwasser ein laufender Brunnen zum Tränken des Viehs gespeist wird, vorhanden; überdieß wird noch der Mühlbach in der Mitte des Orts zu einer kleinen Wette geschwellt.

Die im Allgemeinen sparsamen, fleißigen und kirchlich gesinnten Einwohner, erfreuen sich meist einer dauerhaften Gesundheit und erreichen nicht selten ein hohes Alter; ihre Vermögensumstände gehören in Vergleichung mit andern Ortschaften zu den mittelguten; ihr Haupterwerb beruht auf Ackerbau, Weinbau und etwas Viehzucht. Die Gewerbe dienen mit Ausnahme der schon erwähnten, auch von auswärtigen Kunden besuchten zwei Mühlen, nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen.

Die im Verhältniß zur Einwohnerzahl nicht unbedeutende Markung ist, mit Ausnahme der steilen, für den Weinbau benützten Gehänge, meist eben und hat im Durchschnitt einen fruchtbaren Diluviallehmboden, dem der Hauptmuschelkalk und die Lettenkohlengruppe zur Unterlage dienen; im Thale lagert sehr humusreicher Alluvialboden und an den Gehängen ein etwas feuchter, schwerer Thonboden.

Das Klima ist gesund und mild; Fruhlingsfröste sind selten und Hagelschlag ist seit 1822 nicht mehr vorgekommen.

Die Landwirthschaft ist in einem sehr guten Zustande; die gewöhnlichen Neuerungen, namentlich auch die Benützung des Brabanterpflugs, haben Eingang gefunden. Im System der Dreifelderwirthschaft mit beinahe ganz angeblümter Brache baut man Dinkel, Haber, Gerste, Roggen, Kartoffeln, Futterkräuter, Angersen u. s. w. Dem Morgen nach wird ausgesäet 6 Simri Dinkel, 3 Simri Haber, 21/2 Simri Gerste, 21/2 Simri Roggen und durchschnittlich eingeheimst 8 Scheffel Dinkel, 6 Scheffel Haber, 4 Scheffel Gerste und eben so viel Roggen. Die nicht zum eigenen Bedarf erforderlichen Früchte werden theils in der Umgegend, theils an Stuttgarter und Ludwigsburger Bäcker verkauft. Der höchste Preis eines Morgens Acker beträgt 250 fl., der mittlere 160 fl. und der geringste 100 fl.

Die Wiesen, welche durchaus zweimähdig sind, können zu 1/3 bewässert werden und liefern ein sehr gutes Futter; der durchschnittliche Ertrag derselben wird zu 25–30 Ctnr. Heu und 10–12 Ctnr. Öhmd

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0207.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)