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an dem Vereinigungspunkt der beiden Ortsstraßen stehende, gut erhaltene Rathhaus mit einem Thürmchen auf dem First, wurde 1839 neu erbaut. Zunächst am Rathhause steht die 1622 erbaute, sehr geräumige Kelter, welche der Gemeinde in Folge der Zehentablösung im J. 1850 von der K. Hofdomänenkammer zugekommen ist. Ein öffentliches Backhaus besteht seit 1830.

Die im Allgemeinen wenig bemittelten Einwohner, deren Erwerbsquellen in Ackerbau, Viehzucht und etwas Weinbau bestehen, sind sehr fleißig und führen einen eingezogenen Lebenswandel; ihre körperliche Beschaffenheit zeigt aber zuweilen Neigung zu Cretinismus und dicken Hälsen, auch sind gichtische Krankheiten in allen Formen ziemlich verbreitet, dessenungeachtet erreichen Manche ein hohes Alter.

Die nicht große Feldmarkung, an der noch überdieß Bewohner der angrenzenden Orte etwa ein Drittel besitzen, ist mit Ausnahme des steilen Abhanges gegen die Neckarthalweitung, ziemlich eben und hat im Allgemeinen einen theils fruchtbaren, theils mittelergiebigen Boden, der in der Thalweitung, wo indessen die Güter meist den Bewohnern von Kirchheim gehören, aus einem tiefgründigen, sehr fruchtbaren Diluviallehm, auf der Hochebene aber aus einem etwas starken Thon, einer Verwitterung der hier anstehenden Lettenkohlenmergel, besteht. Im Süden der Markung tritt der Lettenkohlensandstein der Oberfläche so nahe, daß er auf den Boden, der hier etwas Sand enthält, Einfluß zu äußern im Stande ist; an den steilen Abhängen macht sich der Muschelkalk geltend.

Die Landwirthschaft wird mittelst verbesserter Ackergeräthe gut betrieben, auch kommt zur Besserung des Bodens, außer dem gewöhnlichen Stalldünger, Jauche, Gyps u. s. w. in Anwendung. Im Dreifeldersystem, mit beinahe ganz angeblümter Brache, baut man die gewöhnlichen Cerealien, hauptsächlich Dinkel, Haber und Gerste; ersterer gedeiht sehr gut und kommt am meisten zum Anbau, dagegen ist der Gerstenbau minder einträglich. Außer den Getreidearten zieht man Kartoffeln, Angersen, Ackerbohnen, Welschkorn und Futterkräuter, besonders viel dreiblättrigen Klee. Von Handelsgewächsen wird ziemlich viel Mohn, Hanf für den eigenen Bedarf und etwas Reps gebaut. Auf den Morgen werden 6 Sri. Dinkel, 3 Sri. Haber und 2 Sri. Gerste ausgesät. Der durchschnittliche Ertrag beträgt per Morgen 7–10 Sch. Dinkel, 4–5 Scheffel Haber und 21/2–3 Scheffel Gerste. Die geringsten Preise eines Morgen Ackers sind 140 fl., die mittleren 200 fl. und die höchsten 300 fl. Dinkel kommt viel an die Bäcker in Stuttgart und Ludwigsburg, Haber in die Umgegend zum Verkauf.

Die Wiesen, von denen nur ein kleiner Theil bewässert werden kann,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0202.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)