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Veränderungen im Renaissancegeschmack vorgenommen wurden. Das mit einem halben Achteck schließende Chor ist mit Strebepfeilern, zwischen denen sich spitzbogige gefüllte Fenster befinden, versehen; an einem der Strebepfeiler ist die Jahreszahl 1571 eingehauen, welche ohne Zweifel die Zeit der Erbauung der Kirche angibt. Andere, an der Kirche angebrachte Jahreszahlen, wie 1600, 1607, 1608, 1621, deuten auf später vorgenommene Veränderungen. Der viereckige, ansehnliche Thurm ist bis zu einer Höhe von 90′, wo sich der Umlauf befindet, von dem man eine äußerst reizende und ausgedehnte Aussicht hat, alt und massiv aus Steinen erbaut; auf demselben sitzt ein hölzernes Stockwerk aus neuerer Zeit, das ein sehr schlankes, spitzes, mit Schiefer gedecktes Zeltdach trägt. Im obersten Stockwerk des älteren Theiles (Glockenhaus), sind sehr schön gefüllte Spitzbogenfenster angebracht, und über dem westlichen, spitzbogigen Eingang steht an einem Gesimse 15#5. Von den 4 Glocken sind 2 in den Jahren 1764 und 1782 von Neubert in Ludwigsburg gegossen, die übrigen sind ohne Jahreszahlen. Das Innere der einfachen Kirche wurde 1852 freundlich getüncht, hat aber außer dem Kreuzgewölbe des Chors, an dessen Schlußsteinen das württembergische und badische Wappen sowie das Lamm Gottes angebracht sind, nichts Bemerkenswerthes. Die Unterhaltung der Kirche hat die Stiftungspflege, die des Thurms die Gemeinde gemeinschaftlich mit der Stiftungspflege. Die Begräbnißstätte umgab früher die Kirche und war mit einer hohen Mauer umgeben, welche im Jahr 1840 größtentheils abgetragen wurde, an dieselbe stößt nun östlich der neue, ebenfalls ummauerte Begräbnißplatz. Das gut erhaltene, 1842 erbaute Pfarrhaus, welches der Staat zu unterhalten hat, liegt ziemlich entfernt von der Kirche in der Mitte des Orts. Das zunächst der Kirche gelegene, im Jahr 1844 mit einem Gemeindeaufwand von 9000 fl. neu erbaute Schulhaus mit Lehrerwohnung, ist sehr geräumig und befindet sich in ganz gutem Zustande. Das stattliche Rathhaus, an dessen der Straße zugekehrter Seite zwei Erker angebaut sind, ist zwar alt, übrigens wohl im Stande und wurde erst 1837 erneuert.

Am östlichen Ende des Orts steht ein dem Freiherrn v. Sturmfeder gehöriges Ökonomiegebäude und zunächst demselben ein kleines Wohnhaus, welches der Pächter der v. Sturmfeder’schen Güter (etwa 180 Morgen) bewohnt. Eine herrschaftliche, gegenwärtig dem Verkauf ausgesetzte Zehentscheuer steht am äußersten Ende des Dorfs an der Straße nach Bietigheim. Die 1618 erbaute Kelter liegt gegenüber der Kirche.

Die Markung ist, mit Ausnahme der ziemlich steilen, jedoch nicht hohen Abhänge gegen das Neckarthal, theils eben, theils gegen Süden leicht geneigt und hat im Allgemeinen einen sehr fruchtbaren,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0187.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)