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bestandenen, Stift Backnangischen Hofe, der im Jahr 1807 aufgehobenen kirchenräthlichen Kellerei, ruht. Das ehemalige Gebäude, welches bei dem Einfall des französischen Generals Melac im 17. Jahrhundert niedergebrannt, später aber wieder aufgebaut worden war, kam im J. 1807 in Privathände, aus welchen es die Gemeinde im Jahr 1840 erkaufte und zur Schule einrichtete. Ein großer, unter dem Schulhause befindlicher Keller, wird von der Gemeinde benützt. In der Nähe dieses Schulhauses steht eine herrschaftliche Kelter und die Zehentscheuer, welche nebst einem weiteren Gebäude, das früher ebenfalls zur Kellerei gehörte, nun aber Eigenthum der Gemeinde ist, mit jenem einen namhaften Hofraum einschließen; eine weitere herrschaftliche Kelter liegt nördlich der Kirche.

Das in der Mitte des Dorfs stehende Rathhaus ist ein altes, übrigens gut erhaltenes Gebäude, dessen First mit einem Thürmchen weit über die nächstgelegenen Häuser emporragt; in den untern Räumen werden die Feuerspritzen aufbewahrt.

Gutes Trinkwasser liefern 8 Pumpbrunnen, von denen 4 Eigenthum der Gemeinde sind.

Die Einwohner sind wohlgewachsene, kräftige Leute, welche häufig ein hohes Alter erreichen; sparsam, von einfacher Lebensweise und guten Sitten; im Verkehr sind sie ehrenhaft, rechtlich und theilnehmend; ihr Grundsatz ist: „genau gehandelt und ehrlich bezahlt.“ Ihre Vermögensumstände sind in Vergleichung mit der Umgegend befriedigend; die Haupterwerbsmittel bestehen in Ackerbau, Weinbau und Viehzucht.

Die bedeutende Orts-Markung, welche sich in südlicher Richtung bis nach Besigheim – in nördlicher bis über Kirchheim hinaus erstreckt, westlich gegen den Neckar aber (vom Ort aus gerechnet) beinahe keine Ausdehnung hat, ist mit Ausnahme der Gehänge gegen den Neckar und einiger Thälchen (Pfaffengrund und Gündelsteiner-Graben) ziemlich eben und hat im Allgemeinen einen mittelfruchtbaren, etwas leichten Lehmboden, der theils von dem Hauptmuschelkalk, theils von den obern Gliedern der Lettenkohlengruppe unterlagert wird; zur Besserung des Bodens bringt man außer dem gewöhnlichen Stalldünger, besonders auch Jauche und Gyps in Anwendung. Die Luft ist im Thal häufig etwas nebelig, auf der Höhe aber trocken und mild; Frühlingsfröste und Hagelschlag sind selten. Es gedeihen alle Feldfrüchte und die Ernte tritt 8–14 Tage früher ein als in Stuttgart.

Die Landwirthschaft wird im Allgemeinen gut betrieben; von landwirthschaftlichen Neuerungen hat besonders die Anlage zweckmäßiger Düngerstätten Eingang gefunden, dagegen ist der deutsche Pflug immer noch im Gebrauch. Im System der Dreifelderwirthschaft mit zur Hälfte angeblümter Brache baut man die gewöhnlichen Getreidearten, von

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0180.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)