Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die Gemeindekasse um jährlich 400 fl. bis 450 fl. verkauft. Außer den Gemeindewaldungen sind noch etwa 86 Morgen Privatwaldungen vorhanden. Das Pflanzen von Weiden und Erlen an Bächen ist allgemein eingeführt.

Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden, dagegen wird die Herbstweide verpachtet; neben etwa 150 fl. jährlicher Weidepacht, trägt die Pferchnutzung der Gemeinde 150 fl. bis 180 fl. ein.

Die Rindviehzucht, in einem kräftigen Neckarschlag mit Bastard-Simmenthaler Kreuzung bestehend, wird sehr gut und ausgedehnt getrieben; es kommt ziemlich viel Vieh, namentlich auch gemästetes, nach Außen zum Verkauf. Der Besitzer des 45 Morgen großen Faselviehguts (gegenwärtig Ludwig Scheurlen) hat die Verpflichtung, sämmtliches Faselvieh zu halten. Die im Abnehmen begriffene Schafzucht, findet nur durch den Pächter der Gemeindeschäferei statt; die Winterung geschieht im Ort. Die Wolle, wie der Abstoß der Schafe wird auf inländischen Märkten verkauft. Die Zucht der Schweine ist namhaft; es werden neben dem eigenen Bedarf ziemlich viele Ferkel und gemästete Schweine nach Außen verkauft. Die Bienenzucht hat abgenommen.

Als Gewerbe ist die 1/8 Stunde südöstlich vom Ort an dem Enzbach liegende Mühle mit 2 Mühlgängen und einem Gerbgang, zu nennen; die ansässigen Handwerker dienen nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen. Die einzige vorhandene Schildwirthschaft mit schön angelegtem Wirthschaftsgarten wird von den Bewohnern der Umgegend viel besucht. Neben der Volksschule, an der ein Lehrer und ein Lehrgehilfe unterrichten, besteht eine Industrieschule, welche von der Centralleitung des Wohlthätigkeitsvereins unterstützt wird; auch wurde im Jahr 1833 eine Kleinkinderbewahranstalt in einem mit freiwilligen Beiträgen erkauften Hause errichtet. Eine Schulstiftung von 20 fl. hat den Zweck, von den jährlichen Zinsen Schulbücher für unbemittelte Kinder anzuschaffen.

Die Poststraße von Bietigheim nach Brackenheim, welche die betreffenden Gemeinden unterhalten, führt durch das Dorf; außer dieser gehen noch Vicinalstraßen nach Freudenthal und nach Hofen, die Staatsstraße von Bönnigheim nach Illingen führt durch den westlichen Theil der Markung. Die Gemeinde bezieht vom Staat jährlich 63 fl. Weggeldsentschädigung.

Über die Vermögensverhältnisse der Gemeinde und der Stiftungspflege s. Tab. III. Eine Stiftung von 1400 fl. vertheilt ihre Zinse theils in Brod, theils in Geld an Ortsarme; auch an dem Genuß einer Professor Rappolt’schen Stiftung für Blinde, Lahme etc. hat die Gemeinde, als früher zur Diöcese Brackenheim gehörig, Antheil.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0164.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)