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Schritte östlich von der Kirche gelegene Pfarrhaus, von dem der vordere Theil 1794 erbaut, das Ganze aber 1844 verbessert wurde, ist zwar in ziemlich gutem baulichen Zustand, übrigens nicht sehr geräumig und minder ansehnlich. Die Unterhaltung desselben steht der Gemeinde zu. Das zunächst der Kirche stehende, gut erhaltene Rathhaus, in welchem sich auch ein Schulzimmer befindet, wurde im Jahr 1740 erbaut; der untere, massive Stock ruht auf Rundbögen, von denen einer durch das Gebäude zur Kirche führt. Das Schulhaus mit Lehrerwohnung steht dem Rathhaus gegenüber und befindet sich in einem ziemlich mittelmäßigen Zustande. Von den zwei vorhandenen Gemeindebackhäusern wurde das eine 1825 an das Rathhaus angebaut, das andere in den 1830er Jahren in der Mitte des Dorfs massiv errichtet. In Folge der Zehentablösung (1850) sind der Gemeinde zwei früher der Königl. Hofkammer gehörige Keltern zugefallen, von denen eine störend an die Westseite der Kirche angebaut ist, die andere in der Mitte des Dorfs liegt.

Die Markung ist mit Ausnahme des westlichen Theils, in welchen einige Ausläufer des Strombergs eingreifen, ziemlich eben und nur von einigen ganz unbedeutend eingefurchten Thälchen und Mulden durchzogen. Der Boden besteht im Allgemeinen aus einem tiefgründigen, fruchtbaren Diluviallehm, an den Ausläufern des Strombergs aber aus Keupermergel; auf den Höhen findet sich ein leichter Sandboden, eine Verwitterung des Keuperwerksteins, der hier in geringer Tiefe ansteht und in dem Gemeindewald Vogelsang abgebaut wird. Im Riedthälchen, südlich vom Ort, ist der Boden moorig und von einem wasserhaltigen Thonletten unterlagert.

Die Luft ist rein und trocken; Hagelschlag kommt sehr selten vor (seit 50 Jahren einmal), da der Stromberg eine Wetterscheide bildet.

Die Einwohner sind im Allgemeinen fleißig, sehr sparsam und führen einen nüchternen Lebenswandel; sie finden daher, trotz ihrer nur mittelmäßigen Vermögensumstände, ihr ordentliches Auskommen. Die Haupterwerbsquellen derselben bestehen in Feldbau, Viehzucht und theilweise Weinbau. Was die Landwirthschaft betrifft, so wird diese nach den neueren Methoden und mit verbesserten, zweckmäßigen Ackergeräthschaften gut betrieben, wobei die beiden Ökonomen August und Ludwig Scheurlen mit gutem Beispiel vorangehen. Dem Boden wird mit Dünger unter Zuthat der sorgfältig benützten Jauche kräftig nachgeholfen, überdieß kommt ziemlich Gyps, namentlich bei dem Bau der Futterkräuter, in Anwendung; die Bereitung und Benützung des Composts haben die Ökonomen Scheurlen eingeführt. Im System der Dreifelderwirthschaft, mit beinahe ganz angeblümter Brache, baut man außer den gewöhnlichen Cerealien, Kartoffeln, Angersen, Ackerbohnen,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0162.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)