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inne hatten, stund südlich von der Stadt auf dem Frauenberge; seine Ringmauer und sein gewölbter Chor hatten sich noch bis gegen das Jahr 1792 erhalten, in welchem sie zum Baue eines Nebengebäudes am Schlosse verwendet wurden. Ein Beguinenhaus war in der Stadt unten an der Kirche.

Die Reformation drang hier frühzeitig durch; die Reihe der protestantischen Geistlichkeit eröffnet im Jahr 1558 Johannes Majer. Im Jahr 1659 sicherte Kurmainz Religionsfreiheit zu. Da zu Zeiten auch einzelne katholische Bürger hier wohnten, ja der Amtmann Grimm (abgesetzt 1742) selbst katholisch war, so fehlte es keineswegs an Reibungen zwischen den Confessionen, namentlich in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Im Jahr 1770 wurde in der Schloßkapelle zum ersten Mal Messe gelesen und eine Taufhandlung vorgenommen.[1]

Ein geborner Bönnigheimer ist Sigmund Epp, Augustiner-Eremit und Tübinger Baccalaureus der Theologie, welcher an der im Jahr 1502 errichteten Universität Wittenberg der erste Dekan der Artistenfakultät wurde (Album acad. Viteberg. ed. Förstemann 1).

Im Mittelalter diente Bönnigheim einmal einem deutschen Könige zur Herberge, am 7. August 1401 dem König Ruprecht, welcher mit dem Lehensoberherrn der Stadt, dem Kurfürsten Johann von Mainz, sehr befreundet war.

Die Schicksale, welche diese Stadt in Kriegszeiten hatte, sind folgende. Der Zerstörung des Schlosses im Bauernkrieg 1525 ist bereits gedacht. Im dreißigjährigen Krieg litt zwar Bönnigheim, dessen meiste Einwohner sammt den Ganerben evangelisch waren, wegen des Kurfürsten von Mainz verhältnißmäßig weniger Schaden, doch ging es auch nicht ohne Verwüstung ab; es starben allhier, wo im J. 1626 die Pest wüthete, eine Menge Menschen. Ein Paar Jahre über war von der österreichischen Regierung Trautmannsdorf in den liebensteinischen und sachsenheimischen Ganerbentheil eingesetzt (Röder Geogr. 481). Am 13. Jan. 1675, während des zweiten niederländischen Krieges, stund


  1. Für die Erhaltung des katholischen Gottesdienstes ward bei dem Verkauf Bönnigheims von Kur-Mainz dadurch gesorgt, daß dem Kapuziner-Hospitium auf dem nahen Michelsberg eine jährliche Rente von 600 fl. bestimmt wurde, zu deren Sicherung von Württembergischer Seite ein Kapital von 30.000 fl. an Kurmainz bezahlt werden mußte, welches dagegen für immer die Verbindlichkeit übernahm, die jährl. 600 fl. durch eine Kurmainzische Kellerei berichtigen zu lassen. Diese mit Aschaffenburg auf die Krone Baiern übergegangene Rentenleistung haftet jetzt auf der K. Württembergischen Staatskasse, welcher Baiern für deren Übernahme ein Ablösungs-Kapital von 12.000 fl. vergütete. (Fin.-Ministerial-Akten v. 1824.)
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0160.jpg&oldid=- (Version vom 6.2.2020)