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Württemberg im Jahr 1565 (Sattler Herzoge 4, 216.) Auch der Deutschorden hatte hier Einkünfte; er besaß ein Haus und eine Kelter und erkaufte im J. 1467 von Wiprecht Sturmfeder 1/24 des hiesigen Zehnten.

An hiesiger Kirche bestunden im 15. Jahrhundert eine Pfarrstelle, eine Frühmesserei und Caplaneien zu den Altären der heil. Catharina, des heil. Georgs und der heil. Maria. Eine Pfründe auf den Altar S. Jacob wurde im J. 1473 dotirt, eine h. Dreifaltigkeitspfründe im J. 1479.

Der Kirchensatz gehörte, wie oben bemerkt, vor dem J. 1288 den Grafen von Vaihingen, seit dieser Zeit dem Kloster Denkendorf, welches jedoch frühe in seinem hiesigen Besitz beeinträchtigt wurde. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts waren Graf Ulrich von Württemberg, Sigfried von Venningen und Rugger von Schaubeck Kastenvögte dieser Kirche. Im J. 1357 löste Graf Eberhard von Württemberg von Sigfried von Venningen, zu Bietigheim gesessen, seinen Theil des Kirchensatzes zu Bietigheim, den er neben Württemberg und Ruggern von Schaubeck gehabt, an sich (Steinhofer, Württ. Chron. 2, 313); im Jahr 1400 bauten Graf Eberhard der Milde von Württemberg und seine Gemahlin Antonie, Hugo von Venningen und dessen Gattin Klara von Stein die Kirche neu. Am 23. Juni 1411 übergab Württemberg, jetzt Alleinbesitzer der Kirche, diese mit Widum und Zehenten an das Spital zu Markgröningen, welches sie im Jahr 1422 incorporirte (am 23. Oct. 1427 wurde von der Kirche in Bietigheim Hussitensteuer gefordert, der Meister des genannten Spitals widersprach aber unter der Behauptung, diese Kirche sei auctoritate apostolica dem Spital Gröningen incorporirt). An Württemberg zurück gelangte die Kirche im J. 1535.

Vor der Reformation bestund hier ein Beguinenhaus. Überreste einer alten Kapelle „zu dem grünen Baum“, zu welcher ehemals häufig gewallfahrtet wurde, erwähnt noch Crusius (Annal. Suev. 3, 203).

An der hiesigen Schule wirkte in den Jahren 1548–49 als Lehrer Erasmus Osw. Schrekenfuchs, ein bekannter Orientalist, welcher als Professor zu Freiburg im Breisgau im Jahr 1575 starb. (Schnurrer, Nachrichten 116.)

Im J. 1390 gehörte Bietigheim zum Widum der Gräfin Antonie, Gattin des ebengenannten Grafen Eberhard, welche eine Mühle hier verlieh.

Aus den Schicksalen der Stadt, auf welche die Nähe der Festung Asperg von Einfluß war, sind folgende auszuheben: Als der schwäbische Bund den Herzog Ulrich von Württemberg vertrieben hatte, wollte am 14. Mai 1519 Franz von Sickingen mit 1000 Reitern Bietigheim besetzen und suchte namentlich durch das Brunnenthor einzudringen, wo ihm die Bürger mit Glück den Zugang sperrten. Ein Theil der Reiter

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0135.jpg&oldid=- (Version vom 6.2.2020)