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Das städtische Gemeindewesen ist geordnet; die Umlage des Stadtschadens hatte in letzter Zeit im Durchschnitt jährlich 700 fl. betragen, gegenwärtig wird gar kein Stadtschaden umgelegt. Außer den schon angegebenen Einnahmen aus Wald, Weide u. s. w. besitzt die Stadt noch 15 Morgen Äcker, 32 Morgen Wiesen und 5 Morgen Gärten, welche ihr eine jährliche Einnahme von 800–1000 fl. sichern; über das Kapitalvermögen derselben, wie über das Vermögen der Stiftungspflege s. Tab. III.

Von Stiftungen sind zu nennen: 1) das Trautwein’sche Stipendium von 500 fl., dessen jährliche Zinse für Studirende der Theologie bestimmt sind, 2) für unbemittelte Kranke 1881 fl., 3) für Arme zu Brod 2397 fl., 4) für eine ehemalige Fruchtstiftung 861 fl., und 5) eine Schulstiftung von 661 fl.

Als Wappen führt die Stadt im rothen Felde einen weißen Thurm, welcher an den im Jahr 1547 eingestürzten erinnert.

An der Parochie stehen ein Stadtpfarrer und ein Diakonus; der Stadtpfarrei war früher die Special-Superintendenz oder das Dekanat verbunden, welches im Jahr 1813 nach Besigheim verlegt wurde. Das Recht zur Ernennung auf beide geistliche Stellen ist landesherrlich.

Schulanstalten befinden sich in Bietigheim folgende:

1) eine combinirte lateinische und Realschule mit einer Sonntags-Handwerkerschule, an der ein Präceptor und ein Reallehrer unterrichten.

2) Die Volksschule mit 5 Abtheilungen, welche von 2 Lehrern, einem Unterlehrer und zwei Schulgehilfen versehen werden.

3) Eine Industrieschule, in der den Sommer über unbemittelte Kinder von einer Lehrerin im Nähen und Stricken Unterricht erhalten.

In den Jahren 1827 und 1829 wurden 2 Gemeindebackhäuser mit 2 Öfen erbaut, außer diesen bestehen noch 2 Privatbackhäuser, eines mit 3 – das andere mit 2 Öfen, welche die Verbindlichkeit haben, für die Ortsangehörigen zu backen. Ein Gemeindewaschhaus wurde in den 1820er Jahren erbaut.

Was die örtlichen Umgebungen betrifft; so hatten schon die Römer bei Bietigheim eine Übergangsstelle und führten daselbst 3 Straßen, von Löchgau, vom Stromberg und von Groß-Sachsenheim herkommend gemeinschaftlich über die Enz und weiter zu der röm. Niederlassung bei Benningen. Die Übergangsstelle ist hier vortrefflich ausgewählt, indem das wegen der unbedeutenden Thalgehänge leicht zu überschreitende Enzthal, sowohl weiter oben als weiter unten bedeutendere Schwierigkeiten dargeboten haben würde. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die Römer diesen Übergangs-Punkt durch irgend eine Befestigung oder Niederlassung an der Stelle des gegenwärtigen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0131.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)