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Gewerbsleute beschäftigen sich meistens zugleich mit dem Feldbau. Die ausgedehnte Markung, welche auch eine Strecke von 11/2 Stunden von dem Enzthal –, ferner von dem Metter-Thal, von dem sog. Thal (Brachberger Thal) und mehreren Seitenthälchen durchzogen wird, bildet mit Ausnahme der zum Theil sehr namhaften Abhänge gegen diese Thäler, ein welliges, meist für den Ackerbau benütztes Flachland. Von den Thalgehängen sind die südlichen und südöstlichen mit Reben, die andern größtentheils mit Wald cultivirt. Der im Allgemeinen fruchtbare Boden besteht meistens aus einem ziemlich tiefgründigen, etwas sandigen Diluviallehm, der theils von dem Hauptmuschelkalk, theils von der Lettenkohlengruppe unterlagert wird. In dem Hauptmuschelkalk sind mehrere Steinbrüche angelegt, welche den Ort hinlänglich mit Straßenmaterial versehen und Kalk zum Brennen liefern; dagegen besteht nur ein Lettenkohlensandsteinbruch, dessen Ausbeute den Bedarf an Werksteinen nicht deckt, daher solche auch aus der Gegend von Kleinsachsenheim, zum Theil sogar von Kleebronn bezogen werden.

Das Klima ist mild und der Gesundheit zuträglich, so zwar, daß man der gesunden Luft wegen im Jahr 1594, als eine bösartige Seuche in Stuttgart auftrat, die herrschaftliche Kanzlei nach Bietigheim verlegte. Gewitter sind häufig, jedoch selten schädlich.

Die Landwirthschaft wird sehr emsig und gut betrieben; zweckmäßige Neuerungen haben Eingang gefunden, namentlich sind die Düngerstätten nach besseren Grundsätzen angelegt und die Jauche wird allgemein neben dem gewöhnlichen Stalldünger, dem Äscherich und dem Gyps, zur Besserung des Bodens angewendet. Im System der Dreifelderwirthschaft, werden im Winterfeld vorzugsweise Dinkel, weniger Weizen und Roggen nur um des Bindstrohs willen – im Sommerfeld Gerste, Hafer, weniger Sommerweizen, Erbsen, Linsen und Wicken gebaut. In dem vollständig zum Anbau kommenden Brachfeld zieht man Kartoffeln, Ackerbohnen, Angersen, Mohn, ziemlich viel Reps, Welschkorn, Hanf für den eigenen Bedarf und nur wenig Flachs. Von Futterkräutern werden vorherrschend Luzerne und rother Klee, auch als Nachfutter auf dem Stoppelfeld weiße Rüben und Welschkorn gepflanzt. Zur Aussaat rechnet man auf den Morgen 6–7 Simri Dinkel, 3 Simri Hafer, 2 Simri Gerste und eben so viel Weizen und Roggen; der durchschnittliche Ertrag wird zu 10 Scheffel Dinkel, 8 Scheffel Hafer, 6 Scheffel Gerste und 4 Scheffel Weizen und Roggen pr. Morgen angegeben. Der geringste Preis eines Morgens Acker beträgt 150 fl., – der mittlere 350 fl. und der höchste 500 fl. Der Absatz von Produkten nach Außen ist unbedeutend und gleicht sich durch die Einfuhr beinahe aus.

Die Wiesen, von denen ein nicht unbedeutender Theil bewässert werden kann, sind zweimähdig und ertragen durchschnittlich per Morgen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0125.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)