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Im Reichskrieg gegen Frankreich vom Jahr 1693 führte der französische General Montcassel am 15. (25.) Juli eine Heeresabtheilung vom Wartthurm herab gegen Besigheim, um diesen Übergangspunkt, wo damals kein Soldat sich befand, zu gewinnen. Schleunig sprach der Vogt von Besigheim Reichshülfe an; die 300 abgeordneten Reiter konnten aber nicht übergeschifft werden, dagegen gelangte das abgeschickte Fußvolk, 200 Mann stark, in die Stadt und vertheidigte sich bis Nachts 1 Uhr standhaft gegen die Franzosen, welche die Mauer einzuschießen versuchten. Um jene Zeit aber verließen die 200 Mann, unter dem Vorwande eines Ausfalles, die Stadt und gingen über den Neckar zurück, worauf auch die Einwohner die Flucht ergriffen. Die Franzosen setzten die Beschießung bis 7 Uhr Morgens fort, um welche Zeit sie erst gewahr wurden, daß ihnen Niemand mehr Widerstand leistete; nun stiegen sie über die Mauern in die Stadt, in welcher sie dann wie gewöhnlich plünderten, sechs Wochen lang arg hausten und Alles verderbten, namentlich das Schloß und das Amthaus beinahe ganz zerstörten (s. v. Martens, 533), auch selbst die Kirche nicht schonten, in welcher sie Kanzel, Taufstein und Kirchenstühle zerschlugen und etliche Backöfen behufs des Brodbackens für das Heer einrichteten (Rebstock, Beschreibung von Württemberg 125).

Im spanischen Erbfolgekrieg kamen den 6. Oct. 1744 drei Bataillone und ein Reiterregiment kurpfälzischer Truppen, welche einige Tage bei Frankenbach gestanden waren, mit 8 französischen Kanonen, 4 Mörsern und 22 kupfernen Brückenschiffen nach Besigheim (v. Martens, 629).

Beschreibung der den Oberamts-Bezirk in einer Längenausdehnung von etwa 8 Stunden durchziehenden Neckarwasserstraße.
(Vergl. den allg. Theil oben S. 73.)

Auf dieser Strecke, die durch viele Mahlmühlen belebt wird, stellten sich der Schifffahrt viele große Hindernisse in den Weg; um die Mühlwehre in Klein-Ingersheim, Mundelsheim, Hessigheim, Besigheim, Gemmrigheim, Kirchheim und Lauffen zu übersteigen, wurden Schiffgassen in denselben nöthig, die jetzt in Klein-Ingersheim, Besigheim und Kirchheim durch massivsteinerne Kammerschleußen und in Hessigheim durch eine theilweise von Holz erbaute Schleuße ersetzt sind.

Schleuße zu Klein-Ingersheim.

In dem Mühlwehr bestand vor der Erbauung des neuen Canals und der Schleuße eine hölzerne Schleuße, die zugleich Floßgasse war, dieselbe war aber sehr schwierig zu befahren und schadhaft; Conflicte mit dem Müller erschwerten den Schiffern die Fahrt. Die Staats-Regierung, welche der Schifffahrt ihr Wohlwollen nie versagte, leistete derselben großen Vorschub, indem sie die Erbauung eines eigenen offenen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0114.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)