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bis auf die Plattform (Kuppel des fünften Stockwerks) 102′ und der Durchmesser desselben 43′.

Der obere, mit einem Zeltdach versehene Thurm, welcher durch Vertrag mit der K. Finanzkammer vom Jahr 1830 Eigenthum der Gemeinde geworden ist, wurde in seinem obersten Raume durch Verminderung der Mauerdicke bedeutend erweitert und zu einer mit Fenstern versehenen Wohnung eingerichtet, welche gegenwärtig der städtische Hochwächter inne hat.[1] Der untere Thurm gehört dem Staat und wurde durch Vertrag vom 20. Dezember 1839 unter der Bedingung, denselben als Ruine zu erhalten, zum Gebrauch dem Besitzer des anstoßenden Gasthauses zum Waldhorn überlassen, von welchem Hause aus schon vor mehreren Jahren der Waldhornwirth Neuffer, mittelst Erweiterung einer Schießcharte das Innere des Thurms zugänglich gemacht und auf dessen Plattform ein kleines Gartenhaus nebst Blumengärtchen angelegt hat. Es ist nicht zu bezweifeln, daß der Thurm in seinem obersten Raum destruirt ist und früher ebenso wie der obere ein weites Gemach mit Fensteröffnungen hatte, und mit einem Dach versehen war.[2] In der


  1. Nach dem Besigheimer Stadtgerechtigkeitsbuch Tom. I. Fol. 426 ist im Jahr 1540 das Wachhaus auf dem obern Thurm gebaut worden.
  2. Die merkwürdigen Thürme zu Besigheim, über deren Erbauer auch die Ortsgeschichte (s. u.) Andeutung gibt, wurden früher allgemein für römischen Ursprungs gehalten und ihnen deshalb auch der Name „Römerthürme“ beigelegt. In neuerer Zeit sind mehrere Alterthumsforscher von dieser Ansicht abgekommen, und namentlich hat der verstorbene Professor v. Pauly den deutschen Ursprung der Thürme gründlich nachzuweisen gesucht und ihre Erbauung in das 12. Jahrhundert oder den Beginn der Hohenstaufenperiode verlegt (s. Württ. Jahrb. 1838. S. 66 ff.). Dieser Ansicht sich anschließend, soll hier nur noch Einiges zur weiteren Begründung derselben angeführt werden. So weit die Erfahrung reicht, welche sich durch die Forschungen der neueren Zeit bedeutend erweitert hat, weiß man von den vielen zurückgelassenen Spuren der Römer nicht mit einem einzigen Beispiele nachzuweisen, daß die Römer im Zehentlande solch massenhafte Bauten, wie die Besigheimer Thürme, aufgeführt hätten; ferner fanden sich auch bei Überresten unbedeutender römischen Gebäude stets Sculpturen etc., die auf römischen Ursprung hinweisen. An den Thürmen zu Besigheim ist nicht eine architektonische Linie, viel weniger ein Zeichen oder Inschrift zu finden, welche für den römischen Urspung derselben sprechen würde, dagegen stimmen sie in den Verhältnissen wie in der Bauweise mit entschieden mittelalterlichen Thürmen ganz überein. Das übliche, bei mittelalterlichen runden Thürmen eingehaltene Verhältniß, dieselben so zu bauen, daß der Umfang gleich der Höhe war, den Eingang 30–35′ über der Erdfläche anzubringen, finden wir auch hier angewendet. Die eingemeiselten Steinmetzenzeichen stimmen mit denen an
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0095.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)