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werden, wenn dieß auch nicht durch, in der Nähe dieser Orte entdeckte entschiedene Spuren von römischen Wohnplätzen unterstützt würde. Auf dem natürlich festen, schmalen Bergrückenausläufer zwischen Neckar und Enz, der gegenwärtig die Oberamtsstadt Besigheim trägt, scheinen die Römer keine bürgerliche Niederlassung, dagegen zur Sicherung des Flußübergangs einen militärischen festen Punkt angelegt gehabt zu haben. Deshalb wurden auch bis jetzt außer einigen Münzen in Besigheim selbst keine Überreste der Römer aufgefunden, dagegen trifft man solche um so häufiger bei dem nahe gelegenen Wahlheim, wo schon früher und in neuerer Zeit nicht nur im Ort selbst, sondern auch in der nächsten Umgebung, wie auf den Thoräckern, auf dem Aufeld, auf Haiglen, in der sog. Mittelstadt (ursprünglich Michelstein) etc. eine Menge Substructionen römischer Gebäude, Estrichböden, Hypocausten etc. aufgedeckt wurden. Bei denselben fand man Fragmente römischer Gefäße, zum Theil von Siegelerde und mit Töpfernamen versehen, viele theils silberne – theils eherne römische Münzen, die unter dem Namen „Heidenköflein“ bei den Einwohnern von Wahlheim wohl bekannt sind. Auf dem Aufeld wurden in einem Souterrain neben andern Gegenständen 2 sehr große Amphoren[1] aufgefunden. Nachdem schon früher rechts der Landstraße von Wahlheim nach Kirchheim einige römische Gräber, in denen sich Gefäße befanden, aufgedeckt worden waren, stieß man im Jahr 1847 bei Anlegung der Eisenbahn nördlich dieser Stelle auf ein regelmäßig angelegtes Leichenfeld; die Gräber enthielten römische Gefäße, von denen etwa 20 noch erhalten waren, Lampen etwa 10, Münzen von Hadrian, Antoninus Pius u. a.[2]

Diese zahlreichen Funde beurkunden hinlänglich eine bei Wahlheim bestandene ausgedehnte römische Niederlassung, welche wohl mehr bürgerlichen Zwecken entsprochen haben mochte und durch die Befestigung bei Besigheim, wie durch die auf der Burg geschützt war. Auf letzterer, einem vorgeschobenen, südwestlich von Wahlheim gelegenen Hügel, sieht man noch Spuren von Graben und Wall; Überreste von Grundmauern wurden schon früher daselbst ausgegraben.

Nördlich von Bietigheim auf dem sogenannten „Weilerbrunnen“ (†) zeigen sich Grundmauern, bei denen römische Ziegel, Bruchstücke von Heizröhren (tubuli) gefunden werden; auch römische Münzen kommen an dieser Stelle zuweilen zum Vorschein. Auf der


  1. Eine der Amphoren kam in den Besitz des Verfassers, der sie seiner Antikensammlung einverleibte.
  2. Die Gefäße und Münzen kamen theils in das K. Antiquarium, theils in die Sammlung des Württ. Alterthumsvereins.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0087.jpg&oldid=- (Version vom 6.2.2020)