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Hessigheim mehrere 100 Schritte lang fortzieht; eine seiner pittoresken Partien zeigt der nebenstehende Holzschnitt.

Der Hauptmuschelkalk ist hier auf eine ganz seltene Weise zerklüftet und bildet, in zwei Hälften geborsten, gleichsam eine lang hinziehende Gasse, zu deren beiden Seiten 20–30′, zuweilen bis 50′ hohe Felsen, theils senkrecht, theils überhängend, den Einsturz drohend, in den sonderbarsten Gestalten anstehen. Zuweilen haben eingestürzte Felstrümmer sich in die Spalte eingezwängt und bedeckte, höhlenartige Durchgänge veranlaßt oder gar den Weg verrammelt; einzelne Partien gleichen Ruinen mit Thürmen, welche von üppigem Epheu und andern felsenliebenden Gesträuchen umrankt werden. Die gegen den Thalabhang gerichtete Felsenwand ist nicht selten gespalten, wodurch sich thor- und fensterartige Öffnungen gebildet haben, die eine überaus freundliche Aussicht in das liebliche Neckarthal, besonders gegen Besigheim, erlauben und dem Auge eine Landschaft erschließen, welche durch den im Hintergrunde sichtbaren Stromberg mit dem Michelsberg, wie durch den langgestreckten Heuchelberg begrenzt ist, was in Vergleichung mit dem äußerst wilden Standpunkt einen überraschenden Contrast hervorruft.

Eine weitere interessante Felsenbildung ist der in dem Neckar bei Lauffen freistehende Muschelkalkfelsen, auf dem sich nebst neueren Gebäuden die malerischen Überreste der ehemaligen Burg Lauffen befinden, eine Partie, welche im Einklang mit der äußerst anmuthigen Umgebung, wohl die schönste nicht nur des Bezirks, sondern auch der weiten Umgegend genannt werden darf.

4. Boden.

Die Bodenverhältnisse des Bezirks, welche mit wenigen Ausnahmen zu den günstigsten des Vaterlandes gehören und im Verein mit dem überaus milden Klima für den Anbau aller in Württemberg üblichen Kulturgewächse sich vorzüglich eignen, basiren sich im Allgemeinen auf die vorkommenden Gebirgs- und Erdarten. Vorherrschend ist ein tiefgründiger, sandig-thoniger, gelber Diluviallehm, der, beinahe ausschließlich für den Feldbau benützt, nicht nur den größten Theil der Hochebene deckt, sondern auch nicht selten die flachen, gegen die Thalsohlen hinziehenden Ausläufer bildet. Die Unterlage besteht entweder aus den Mergeln und Sandsteinen der Lettenkohlengruppe oder aus Hauptmuschelkalk, zuweilen auch aus Keupermergel; diese unten liegenden Gebirgsschichten treten häufig der Oberfläche so nahe, daß sie einen nicht geringen Einfluß auf den Boden ausüben und denselben entweder thonig (schwer), oder kalkig thonig, oder wenn die Sandsteine zunächst liegen, sandig lehmig (leicht) machen. Im westlichen Theil des Bezirks,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0016.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)