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sich die Felsen im „Backofen“ schließen. Wer weiter vordringen will, hat sich jetzt zu ducken und durch ein niedriges Pförtchen den Backofen zu betreten. Man kann sich in demselben wieder bequem aufrichten und noch 24 Schritte in rein südlicher Richtung vorwärts gehen, zuletzt freilich nur noch schlüpfen. Denn schließlich verengt sich der Gang und wächst am Ende vollständig zu.

Der Rückweg zeigt wegen der veränderten Beleuchtung der Phantasie wieder neue Gruppen im Gang und in den Grotten. Der Eine sucht rascher wieder ans Tageslicht zu kommen, der Andere erfreut sich noch länger an den geheimnisvollen Gebilden unterirdischen Bauens der tausend und abertausend Wassertropfen, die an den Wänden hängend im Kerzenlicht glänzen. Die Temperatur in der Höhle ist durchweg 6° R.

Das Hauptverdienst, die Höhle dem Publikum zugänglich gemacht zu haben, hat eine Gesellschaft Onstmettinger Bürger mit dem dortigen Geistlichen, Herrn Pfarrer Jauß, an der Spitze. Sie ließen mit einem nicht unbedeutenden Aufwand an Geld durch Mineure den künstlichen Eingang erstellen und die engen Stellen, die früher kaum zu passiren waren, durch Sprengungen erweitern.

In naturhistorischer Beziehung bietet allerdings die Höhle das Interesse nicht, das wohl an anderen Höhlen im Süden der schwäbischen Alb hängt. Sie war nie weder von Menschen noch von Thieren bewohnt, weil der Zugang ohne Leiter unmöglich war; eben darum fand sich auch keine Spur von Menschen- oder Thierresten in derselben vor, was wohl anderen von Natur zugänglichen Höhlen den größten Reiz verleiht. Ihre Entstehung verdankt die Höhle augenscheinlich einem Zerreißen der Felsen, das wohl auch sonst in der Gegend beobachtet wird (s. d. geogn. Theil der Oberamtsbeschreibung). Spätere Erosion durch Wasser eröffnete je länger je mehr den Riß, der sich schließlich in Folge der Ablagerung des Kalksinters aus den Wassern mit der Kruste von Tropfstein auskleidete.

Über den Ursprung des sicherlich uralten Namens lassen sich verschiedene Vermuthungen aufstellen.[1] Sicher ist jedenfalls


  1. Vgl. Schwab, Schwäbische Alb 2. A. v. Paulus S. 45: Der Linkenbold kommt auch im Schwarzwald und im Harzgebirge – hier unter dem Namen Leinbold – als Anführer des Mutesheeres vor, derselbe, der uns von Sachsen aus unter dem Namen Samiel besucht. Uhland, Schriften 8, 578: in dieser Höhle haust das „muthige Heer“, dessen Führer auch anderwärts der Linkenbold.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 542. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0542.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)