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Die Straßen sind reinlich, zum Theil gekandelt, die Häuser meist weiß getüncht.

Mitten aus den quellenreichen Wiesen des Thals, an der Nordwestecke des Orts, erhebt sich, vom wohlummauerten, mit Eisenkreuzen und Steinmälern gezierten Kirchhof umgeben, die stattliche, 1723 im Rundbogenstil erbaute Kirche, ein Oblongum, der Chor in 3 Seiten des Achtecks schließend; in der Nordostecke der ziemlich hohe, oben ins Achteck übergehende und mit einem metallenen Zwiebeldach gedeckte Thurm. Durch das hübsch im Barockstil umrahmte Westportal tritt man in das Innere, das in seiner geschmackvoll reichen Ausstattung (1874–78 ausgeführt) einen erhebenden Eindruck macht. Die Wände und die hübsche Holzdecke in guten Mustern gemalt (von Bantel in Ebingen); das Gestühl von guter, alter Schnitzarbeit mit Blattornament; die Kanzel in reichem Barock. An den Seitenaltären beginnt die umfassende und stilvolle bildliche Ausstattung, die sich im Chor fortsetzt; links am Aufsatz St. Wendelin, in der Predella die gute Bethe, am Fuß das Opfer Abels, rechts St. Antonius, Jesus, Isaks Opferung. Vom Chorbogen, der die Symbole der Arche und Mosis am feurigen Busche trägt, hängt ein schöner, großer Renaissancekruzifixus herab. Der Chor wird vom Hochaltar (wie die andern in neuromanischem Stil gehalten, von Hausch in Horb) abgeschlossen und ist in allen Flächen mit bildlichen Darstellungen geschmückt, an der l. Wand der englische Gruß, r. Maria und Elisabeth, in den beiden Seitenfenstern l. Maria mit dem Kind, r. Pieta; am Altar geschnitzt hauptsächlich die Krönung Mariä, der Schutzpatronin der Kirche, sowie die Gestalten Joachims, Annas und Josephs. Auch die Brüstung der an der Westseite befindlichen Orgelempore ist mit Bildern der Maria und der Apostel geschmückt.

Die Kunstmalerei fast alle von der Hand L. Traubs in Stuttgart, die Glasgemälde Freiburger Arbeit. Von Alterthümern besitzt die Kirche 2 kleine Statuen des Johannes und der Maria, ein großes Altarblatt aus der Barockzeit: Himmelfahrt Mariä, namentlich aber einen schönen Taufstein mit der Jahrszahl 1518 und einem Wappen mit 3 Herzen; der Fuß mit Motiven gothischer Architektur, das Becken mit gothischem, aber schon beschlägartig ausgedrücktem Stabwerk geziert. Ein gothischer Kelch zeigt rohe Gravirungen aus der Leidensgeschichte. Der Thurm enthält 2 alte Glocken mit gothischen Minuskelinschriften; auf der kleineren: o rex glorie Criste veni . cum .

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 511. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0511.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)