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und Uhrmacher Schaudt in Onstmettingen eine astronomische Uhr verfertigte, die als ausgesprochenes Kunstwerk noch heute in


    mich mit 3 Gulden, die sie ohne mein Wissen zusammengelegt hatten und schickten mir den Ausspruch Pauli: Predige das Wort – halte an, es sei zu rechter Zeit oder zur Unzeit etc. 2 Tim. 4, 2. Auch die ledigen Weibsleute schickten mir etwas. Dies munterte mich sehr auf; ich predigte alsdann in den Feiertagen noch ein paar Mal… Während ich in Tübingen in den Erholungsstunden meine mathematischen Kenntnisse zu erweitern suchte, befliß ich mich mit bekanntem Schaudt in den Ferien, die ich bei meinem Vater zubrachte, meine Ideen zu kleinen Maschinen auszuarbeiten, die ich mir auf der Akademie in einsamen Stunden gebildet hatte. Wir fertigten gemeinschaftlich Sonnenuhren und Sprachröhren, schliffen Gläser, setzten Tuben zusammen und trieben noch andere Arbeiten… Als mein Vater von Onstmettingen nach Ostdorf versetzt wurde, mußte ich ihm beim Antritte seines Amtes Dienste leisten. Hier verbesserte ich eine allgemeine Sonnenuhr, die man ohne Magnetnadel brauchen konnte, entwarf eine leichte und dauerhafte Art von Kirchenuhren, gerieth bei meinem Nachdenken über die Erfindung der Meereslänge in der Folge auf Verbesserung der Taschenuhren, wie weit deren Genauigkeit zu treiben und wie die Pendeluhren zu verbessern seien, führte sie auch im Kleinen aus und erfand eine bequeme Hauswage. Nachdem ich mich hier eine Zeit lang aufgehalten hatte, erhielt ich einen Befehl, in Thieringen, Balinger Oberamts, Vikariatsdienste für den damaligen kranken Pfarrer, M. Pommer, zu versehen. Nach Verlauf eines Vierteljahrs starb mein Pfarrer, und da die Gemeinde unterthänigst um mich als Pfarrvikarius bat, so bekam ich einen Befehl von dem herzogl. Consistorium, das Amt bis zum Aufzuge des neuen Pfarrers zu versehen. Ich blieb also da und genoß in meinem halbjährigen Aufenthalte in Thieringen von der ganzen Gemeinde so viele Liebe, daß ich wünschte, beständig da bleiben zu dürfen. Arme Leute versprachen mir, ihre besten Kleider aufzuopfern, bemittelte Leute boten gegen 10 Thaler an, wenn man machen könnte, daß ich den Pfarrdienst bekäme. Allein ich wehrte ihnen solches mit Ernst und rieth ihnen an den herzogl. Befehl abzuwarten. Kaum war ich von meinem Vikariate abgezogen, so vernahm ich, daß der Herr Pfarrer in Onstmettingen gestorben sei. Da ich nun vor etlichen Jahren viele Liebe von der ganzen Gemeinde Onstmettingen genossen, auch eine besondere Aufmerksamkeit auf meine damaligen Predigten beobachtet hatte, so beschloß ich aus Liebe zu der gesammten Onstmettinger Gemeinde einen Versuch zu machen, ob es nicht der Wille des höchsten Gottes sein möchte, mich hierhin als Pfarrer zu führen. Ich wartete etliche Tage, bis ich von dem Tode des Herrn Pfarrers gewiß überzeugt war, betete zu Gott, daß er diese Sache nach seinem Willen lenken möchte, und schickte ein kleines Memorial nach Stuttgart. Kaum war es angelangt, so wurde das Dekret meiner Anstellung in drei Stunden ausgefertigt, daß ich mich über die sichtbaren Beweise der Güte und Größe Gottes wundern mußte … Der Antritt meines Amtes wurde mir gleich sauer gemacht, indem der damalige Vikarius die Gemeinde wider mich aufgehetzt hatte, so daß ich mit vielem Mißvergnügen

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 464. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0464.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)