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Oberamtsbeschreibung von Tuttlingen S. 412) gemachten Ausgrabungen, wo man neben den Todtenbäumen förmliche Todtenbettstätten, die zwischen vier Pfosten zierlich gedrechselte Geländer hatten, auffand. Die Kirche ist ihrem Ursprung nach uralt, romanisch wie ein Fenster der S.W.-Ecke beweist; dagegen zeigt die Südseite eine gothische Thür, die Nordseite ein schönes spätgothisches viereckiges Fischblasenfenster. Der Thurm in seinem unteren Theil aus schönen Tuffsteinquadern erbaut, oben mit Fachwerkstock und Zeltdach, steht nordöstlich ohne organische Verbindung mit der Kirche, was gleichfalls, wie auch das Sichtbarwerden eines kleinen Giebels in der Ostwand, auf eine ursprüngliche Kapelle hinweist. Im untern Thurmgeschoß ein tonnengewölbter Raum. 1709 erhielt die Kirche ihre jetzige Gestalt, innen mit Doppelemporen auf hübschen Holzsäulen und einer Felderdecke. Alt, gothisch, ist noch der achteckige Taufstein; auch besitzt die Kirche einen gothischen Kelch mit Rosetten- und Blattverzierungen und der Inschrift: hilf Gott. Maria. Von den drei Glocken des Thurms ist die kleinste die älteste. Sie hat in Majuskeln die Inschrift: ossanna in excelsis deo et in terris pax hominibus. Auf der mittelgroßen steht: Aus dem feir bin ich geflossen. hans bravo in Ulm hat mich gegossen 1619. Die größte von Phil. Wieland in Ulm mit dem Vers: Gottes Wort und Luthers Lehr vergehen nun und nimmermehr.

Die Kirche ist von der Stiftung zu unterhalten.

Das zwischen Kirchhof und Hauptstraße gelegene Pfarrhaus ist von 1701, aber erneuert und gut erhalten; die Baulast hat der Staat. An der Hauptstraße etwas nach innen steht das stattliche massive 1842 erbaute Schulhaus mit 2 Lehrerswohnungen und 3 Lehrzimmern, indeß dem dritten Schullehrer beides in der Zehntscheuer 1869 eingerichtet wurde. Ein vierter Lehrer ist unständig.

Das Rathhaus von 1811, oberhalb der Schmiechquelle, ist ein stattliches Gebäude mit Walmendach. Öffentliche Wasch- und Backhäuser sind nicht vorhanden, dagegen viele private; 2 öffentliche Armenhäuser und ein neues Schafhaus für 2000 Schafe.

Eine zweite Kirche, zu St. Johann, ist in einer Fabrik, früherem Fruchtkasten, noch erhalten. Das Gebäude steht im oberen Theil des Orts und zeigt in Folge von Tünchung und neuen Fenstern keine Spur des Alterthums mehr; dagegen ist es orientirt und hat einen hochragenden schlanken Giebel.

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 461. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0461.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)