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Das freundliche 1740 erbaute Pfarrhaus steht südlich von der Kirche; beide hat die Stiftung zu unterhalten.

Nach Westen führt ein Fußweg zum Schloß des Grafen von Stauffenberg, einem einfach modernen dreistöckigen Gebäude mit Walmendach, umgeben von Ökonomiegebäuden und eingerahmt von einer Mauer mit runden Eckthürmen.

Gleichfalls in der Nähe das 1811 erbaute freundliche Schulhaus mit 2 Lehrzimmern und den Wohnungen der beiden Lehrer, wovon einer unständig. Das Rathhaus, einfach aber mit Glockenthürmchen, steht an der Hauptstraße. Die Gemeinde besitzt außerdem 6 öffentliche Wasch- und Backhäuser.

7 laufende Brunnen, deren Leitungen aus Eisen und Thon bestehen, 2 Pump- und 2 Schöpfbrunnen liefern genügendes treffliches, doch etwas hartes Wasser.

Von der Hauptstraße nach Ebingen und Balingen zweigen Vizinalstraßen nach Margrethausen und nach Meßstetten ab, und hat die Gemeinde 7 steinerne, 7 hölzerne Brücken und einen Steg, welche über die 3 schon genannten Gewässer führen, zu unterhalten.

Unter den im allgemeinen gesunden Einwohnern, die aber in Folge des Klimas, vielleicht auch der Markungsverhältnisse, gerne zu Lungenleiden disponirt sind und von denen gegenwärtig 4–5 achtzig Jahre erreicht haben, herrscht Fleiß, Betrieb- und Sparsamkeit, Ordnungs- und kirchlicher Sinn. Die ländliche Tracht hat aufgehört.

Ihr Vermögensstand ist kein hoher. Der Vermöglichste besitzt 30 M., der Mittlere 10–12 M., der Ärmere 1 M., viele gar kein Feld. Trotzdem sind Ackerbau, Viehzucht und Obstbau die Hauptnahrungsquellen. Schuhmacher, Maurer und Zimmerleute arbeiten nach außen. 3 Mühlen, je mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang, eine mit Sägmühle und Hanfreibe, 6 Wirthschaften, worunter 2 Bierbrauereien, dienen dem Verkehr. Kleinere Erwerbszweige betreiben 2 Korbflechter und 2 Besenbinder.[1] – Neben der Volksschule besteht eine Industrie- und Zeichenschule.

Die ziemlich große, namentlich gegen Südost sich weit erstreckende Markung, südlich von der der Theilgemeinde Thierberg


  1. In den 1850er und 60er Jahren war eine namhafte Mühlmacherwerkstätte hier, und treiben einige Meister das Geschäft noch jetzt in kleinerem Umfang. Eine Holzsamenhandlung hat Absatz nach Nord- und Süddeutschland und der Schweiz.
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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 422. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0422.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)