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Stühle, während die weibliche Bevölkerung zum größten Theil dem Sticken obliegt.

Man zählt 6 Wirthschaften, darunter 2 Bierbrauereien.

Ein Frachtfuhrmann fährt wöchentlich mehrere Male nach Balingen. Im Winter besteht eine Strickschule.

Die ziemlich große, abgerundete, aber fast ganz bergige Markung fällt außer dem Thalgrund in die Schluchten und Abstürze der obgenannten Berge, deren Höhe sie auf dem Gräbelesberg, der Schalksburg und dem westlichen Heersberg noch erreicht. Ihr Boden besteht aus den Trümmern und Zersetzungen des ganzen braunen und des unteren bis mittleren weißen Jura und ist demgemäß meist schwer, thonig, doch nicht tiefgründig, im ganzen mittelfruchtbar. Geringerer Kalkstein und Lehm wird gewonnen; das Erzgraben auf dem Gräbelesberg hat aufgehört.

Die Landwirthschaft wird, so gut es die Verhältnisse gestatten, eifrig und fleißig betrieben, jeder irgend geeignete Platz angebaut. Mit Asche, Gips und Kompost und der meist sorgfältig gesammelten Jauche hilft man dem Boden nach. Der Pflug ist der Wendepflug. Eiserne Eggen werden gebraucht, viele Futterschneidmaschinen, auch eine Dreschmaschine sind aufgestellt. Der Betrieb geschieht in der Dreifelderwirthschaft, unter hälftigem Anbau der Brache mit Klee, Kartoffeln, Hanf und etwas Flachs für den Hausbrauch. Die wichtigeren Getreidearten sind Dinkel, Haber, Gerste; in zweiter Linie stehen Roggen, Weizen, Einkorn. Am besten gedeihen die zwei erstgenannten; ebenso die Kartoffeln. Klee, Luzerne und Esparsette werden nach Bedarf gebaut. Man erhält von 11–12 Sri. Aussaat auf den Morgen: von Dinkel 7–8 Schff., von 5–6 Sri. Gerste 3 Schffl., von 8–9 Sri. Haber 4–5 Schffl., von 6 Sri. Weizen 3 Schffl., von 9–10 Sri. Einkorn 4 Schffl., von 6 Sri. Roggen 3 Schffl. Ausfuhr kann nicht stattfinden. Einfuhr ist in irgend günstigen Jahren gleichfalls nicht nöthig. Feinere Gewächse gedeihen nicht gut. Das Klima ist dafür, wenn auch nicht besonders rauh (nur der Ostwind ist zu fürchten), doch zu wechselnd.

Der Wiesenbau ist nicht besonders ausgedehnt, doch für den Bedarf genügend; die Wiesen sind ein- und zweimähdig und ertragen circa 30 Ctr. der Morgen von mittlerer Qualität.

Gemüsebau nur für eigenen Bedarf. Dagegen ist die Obstzucht im Zunehmen und erstreckt sich über die ganze Markung. Das Obst geräth gerne, hauptsächlich Luiken und Zwetschgen.

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 414. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0414.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)