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gegen West eine (verstellte) Apsis. Der kleine Raum erscheint einer Restauration würdig. Die Jahreszahl über dem rundbogigen Eingang ist leider verhauen (15…) Rechts beim Hereinkommen in den Hof erblickt man noch einen alten spitzbogigen Eingang, der in einen schmalen gewölbten niedrigen Raum führt.

Die Ökonomiegebäude liegen zerstreut. Eine stattliche Maierei in Holzbau mitten im Dorf am Bach trägt die Inschrift: Johann Wilhelm Freiherr von Stauffenberg Herr zu Geißlingen, Baissingen, Rißtissen, Nunnenhorn, churf. mainz. u. bamberg. geh. Rath resp. Oberstallmeister und Pfleger 1708.

Der Gemeinde gehören das Rathhaus von 1823, das stattliche 1835 erbaute Schulhaus mit 4 Lehrzimmern und den Wohnungen eines ständigen und eines unständigen Lehrers, indeß die zwei weiteren Schullehrer eine Gemeindewohnung in der Nähe der Kirche haben. Auch ein Wasch- und Backhaus ist vorhanden.

Das Wasser ist ziemlich gut, Mangel kommt zuweilen vor, wo dann Feldbrunnen, deren es eine ziemliche Anzahl hat, eintreten. Ein Brunnen hat einen schwefligen Beigeschmack; 3 laufende, 15 Pump- und gegen 60 Schöpfbrunnen sind vorhanden. Größere Leitungen fehlen.

Die Staatsstraße Balingen–Rosenfeld berührt den Ort. Vizinalstraßen nach Ostdorf, Erzingen, Isingen, Dautmergen und Leidringen. 6 steinerne und 2 hölzerne Brücken nebst einer Anzahl Stege sind theils von der Gemeinde, theils von der Gutsherrschaft und Privaten zu unterhalten.

Die kräftigen – 7 über 80 Jahre – fleißigen und kirchlichen Einwohner sind in mittelmäßigen Vermögensverhältnissen. Der Vermöglichste besitzt etwa 47 Morgen, der Mittelmann 8 Morgen, der Ärmere 1 Morgen Güter. Etwa 250 Morgen hat man auf Nachbarmarkungen. Von Bedeutung ist das Gewerbe: Orgelbau, Bauhandwerke, besonders aber Schusterei, welche von 7 Fabrikanten geleitet wird, indeß 12 Schuhmacher die Märkte beziehen. Das weibliche Geschlecht treibt Schuhnähen und -stoppen, Handschuhnähen, Sticken. Ferner besteht eine Ziegelei, eine Ölmühle mit Göppel, 13 Wirthschaften, worunter 2 Bierbrauereien, 7 Krämer. Industrie- und Zeichenschule wird gehalten.

Die große, von Nordosten nach Südwesten lang gestreckte Markung geht von den Keuperschichten am unteren Mildersbach durch den ganzen Lias und erreicht am kleinen Heuberg noch

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 393. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0393.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)