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4. a. d. 1588 Tag Allerheiligen starb der edel und fest Karol von Sirgensteyn zu Monweiler[ER 1] d. G. g. Wappen: ein mit einem Adler belegter Rechtsbalken.

Der Thurm enthält drei Glocken; die größte mit den Namen der vier Evangelisten in Minuskeln und der Jahreszahl 1475; die mittlere mit: S. L. Marce. Matthei. Lucce. et. Joanne. orate. pro. nobis. Joannes. Wagner. Inspector. in. Geisslingen (17. Jahrh.); die dritte von Kurtz in Reutlingen 1810.

Südlich von Kirche und Pfarrhaus, welche von der Stiftung zu unterhalten, liegt schön und frei das Stauffenbergische Schloß. Es verräth noch die Anlage eines ächten Wasserschlosses: außen umher ein gemauerter Graben, der einen quadratischen an den vier Ecken einst durch je einen Rundthurm gefaßten Vorgarten umschließt, dann wieder ein breiter gemauerter im Viereck umher laufender Graben, der wie der äußere mit Wasser gefüllt werden konnte und in dem das eigentliche Schloß sich erhebt. Über den ersten ringsum laufenden balustradengekrönten gemauerten Graben tritt man in den Vorgarten, der rechts und links mit je einem auf dem Rumpfe eines der Rundthürme stehenden Pavillon geschmückt ist, wovon einer eine Laube, der andere gemauert ein Polygon mit hohen Fenstern bildet, dessen Inneres vordem mit Fayencefliesen in braun und blau (wohl holländischer oder französischer Arbeit) ausgekleidet war, von denen noch starke Reste erhalten: kleine Platten mit biblischen Darstellungen, ziemlich roh; dagegen schöne Ornamente, namentlich zwei gut erhaltene Kandelaber auf Eckpfeilern. Das Schloß, zu dem man auf einer über dem inneren auch von einer Balustrade bekrönten Graben gebauten steinernen Brücke gelangt, ist stattlich, dreistockig mit abgestuftem Walmendach und läuft nach hinten in zwei Flügel aus. Seine architektonische Hauptzierde ein schönes Rundthor mit dorischer Umrahmung: Seitenpilastern, Triglyphenfries, wappentragender Attika und der Jahrszahl 1783; der schönste landschaftliche Schmuck im hintern ausgedehnten, feinere Obstsorten beherbergenden Garten zu beiden Seiten sind 2 herrliche Linden, nach der Tradition 430 Jahre alt, je 90 Fuß hoch mit 80–90 Fuß Kronenweite, 10–11 Fuß Stammdurchmesser über dem Stumpen. Das Innere ist einfach modern; unten rechts sind noch alte Gelasse, worunter eine Kapelle aus Backsteinen mit Stuck im Frührenaissancestil, ein kubischer Raum mit Pilastern und Blendarkaden, runden Lichtöffnungen, flacher Decke, gegen Ost eine kleine Empore mit zwei Kreuzgewölben,

Errata

  1. S. 392 Z. 2 lies: Monweiler. Siehe Nachträge und Berichtigungen, Seite 544.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 392. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0392.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)