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halben Rade. Von den drei Glocken des Thurms ist die größte von Ludw. Neubert Stuttgart 1754; die mittlere zeigt die Namen der 4 Evangelisten und die Jahreszahl 1475; die kleinste ebenfalls in Minuskelschrift die Worte: ave maria gracia plena. Die Kirche ist vom Ortsheiligen zu unterhalten. – Das Pfarrhaus, dessen Baulast beim Staat, ist alt, aber sehr geräumig, mit prächtiger Aussicht. Das schöne 1871 erbaute Schulhaus enthält Wohnung und Lehrzimmer für einen ständigen und einen unständigen Lehrer. Das Rathhaus wurde 1833 eingerichtet. Außerdem besitzt die Gemeinde ein Armenhaus. Zwei hölzerne Brücken über die Eyach, einen Steg über dieselbe und ein steinernes Brücklein über den Dorfbach hat sie gleichfalls zu unterhalten.

Die Quellverhältnisse sind ungünstig; das Wasser z. Th. schwefelhaltig und nicht immer zureichend, so daß aus der Eyach geschöpft werden muß; auch ist nur eine einzige kleine Wasserleitung mit hölzernen Teucheln vorhanden. Neben 2 laufenden gibt es 8 Pump- und ebensoviel Zieh- und Schöpfbrunnen.

Die kräftigen Einwohner, von denen einer 88 J. alt ist, sind fleißig, sparsam und kirchlich. Ihre Vermögensverhältnisse sind mittel. Der Vermöglichste besitzt etwa 36 M., der Mittelmann 10–15, Ärmere 3–4 M. Feld. Die Industrie ist nicht bedeutend. Einige Schuhmacher arbeiten nach außen. Auch wird gestickt und werden Flanellhemden genäht; 4 Schildwirthschaften und 2 Krämer dienen dem Verkehr. Von den zwei Mühlen hat jede 3 Mahlgänge und einen Gerbgang, sowie eine Säge mit Bretterhandel und eine Hanfreibe. Auch besteht eine Ölmühle. Industrie- und landwirthschaftliche Winterabendschule wird gehalten. Die mittelgroße, von W. nach O. ziemlich ausgedehnte Markung ist links der Eyach mehr eben, rechts bergig und reicht vom mittleren schwarzen bis zum mittleren braunen Jura. Ihr Boden ist demgemäß in der Hauptsache schwer, thonig und theilweise naßkalt, auf dem Posidonienschiefer nicht tiefgründig; im allgemeinen mittelfruchtbar. Das Klima ist ziemlich mild, wenn auch windig; Hagelschlag selten. Die Landwirthschaft ist in gutem Zustand und wird durch die Feldregulirung noch verbessert werden. Kompost, Asche, Gips und die sorgfältig gesammelte Jauche verbessern den Boden. Der Pflug ist der Wendepflug; auch eiserne Eggen werden verwendet. Von der Brache wird 3/4 angebaut mit Kartoffeln, Klee, Wicken, Kleegras. Hanf wird für den Hausbrauch, Hopfen zum Verkauf

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 385. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0385.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)