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10. Frommern,


Pfarrdorf, Gem. III. Kl., mit Eisenbahn-Station, mit 808 Einw., worunter 29 Kath., welche nach Roßwangen, OA. Rottweil, eingepfarrt sind.

Der Ort hat über dem rechten Steilufer der Eyach kurz vor dem Einfluß des von der Lochen kommenden und über den Posidonienschiefer stürzenden Beutenbachs auf diesem Gestein und den Amaltheenthonen eine aussichtreiche freie und doch gegen Norden durch den Hirschberg und seine Ausläufer geschützte Lage. Die Eyach tritt zuweilen aus und verursacht Schaden. Ihr entlang läuft die Hauptstraße und jenseits weiter südlich, nahe am Wasserfall vorüber, jetzt die Eisenbahn. Der ziemlich weitläufige Ort mit ordentlich gehaltenen Straßen ist freundlich mit manchen alten z. Th. versegeschmückten Holzhäusern, auch durch Gärten und Kammerzen verschönert. Ganz oben an den ummauerten Kirchhof stoßend liegt Kirche und Pfarrhaus.

Die Kirche, ihrem Ursprung nach sehr alt, hat mehrfache Veränderungen erfahren. Sie zeigt jetzt einen starken vorstehenden aus dem Viereck ins Achteck übergehenden, zeltdachgedeckten Westthurm, während der frühere in der nördlichen Chorecke stand, und einen aus dem Achteck gebildeten, mit schönen spätgothischen Maßwerksfenstern geschmückten Chor. Die Südseite samt der in der südlichen Chorecke stehenden Sakristei hat frühgothisches, die Nordseite spätgothisches Fensterwerk. Vom Thurm aus tritt man durch ein Tonnengewölbe und eine schön umrahmte und im Kleeblatt geschlossene frühgothische Thür in das freundliche geräumige Innere; durch einen schön profilirten Chorbogen mit oben gekreuztem Stabwerk in den jetzt gleichfalls flachgedeckten Chor, aus dem eine gothische Thür, darüber ist das württembergische und das Balinger Wappen angebracht, in die Sakristei führt, welche ein schönes Sterngewölbe auf schildförmigen Konsolen mit agnus Dei im Schlußstein zeigt und auf den Stil des früheren Chorgewölbes zurückschließen läßt. Der Taufstein gleichfalls gothisch, anscheinend oben abgenommen. Am Aufgang zur Orgelempore (Westseite) sind Spuren von Fresken im Stil des 16. Jahrhunderts. Die Bilder seien biblischen Inhalts gewesen; sichtbar noch die Donatoren: Hans Gerber, Segmüller, und seine Frau Anna, mit ihrem Wappen, einem

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 384. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0384.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)