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Fabrik-Industrie. Abgesehen von einigen kleineren Fabrikanten bestehen hier 2 größere Etablissements, wovon das eine 74, das andere (in einem Filial-Etablissement in Kaiseringen) 20 doppelbreite mechanische Webstühle im Betrieb hat. Die Zahl der beschäftigten Personen beträgt 200, worunter noch ca. 60 Handweber und 40 Arbeiterinnen. Das erstgenannte größte Etablissement enthält eine 40pferdekräftige Dampfmaschine, durch welche außer den mechanischen Webstühlen noch etliche 20 Hilfsmaschinen in Betrieb gesetzt werden, sämtlich neu, nach dem neuesten Stand der Technik, mit geräumiger musterhaft eingerichteter Färberei. Die Manchesterfabrikation verarbeitet pr. Jahr reichlich 2000 Ctr. Baumwollgarn; ihre Produktion umfaßt 200.000 Meter Sammt, 100.000 Meter Manchester und 100.000 Meter Cords, welche in ganz Deutschland Absatz finden.

Die Hutfabrikation, in alter Zeit hier schon einmal bedeutend (Denkschr. S. 16) seit 10–12 Jahren neuerdings in Aufschwung gekommen, beschäftigt in 2 größeren Etablissements, davon eines mit eigener Haarschneiderei, circa 100 Arbeiter, darunter 40 weibliche; 2 Dampfmaschinen und 13–14 Hilfsmaschinen, nebst einer Anzahl Nähmaschinen, welche die jährliche Anfertigung von 38–40.000 Stück feiner Haarfilzhüte nebst mehreren 1000 Wollfilzhüten ermöglichen. Zur Verarbeitung kommen 100 Ctr. Hasen- und Kaninchenhaare, 9 bis 10.000 Meter Seidenzeug, 30–34.000 Meter schweres Ripsband und 3000–3500 Dutzend Hutleder u. a. m. Absatzgebiet Süd- und neuerer Zeit auch Norddeutschland.

Die Corsettfabrikation (nicht zu verwechseln mit der Lohn-Corsettweberei, welche in unserer Gegend auf dem Lande viel betrieben wird) ist ebenfalls durch 2 Etablissements vertreten, welche sich mit der Fabrikation gewebter und genähter Corsetts befassen; sie beschäftigen 110–120 meist weibliche Arbeiter mit etwa 70 Nähmaschinen; Jahresproduktion 9–10.000 Dutzend Corsetts, wozu nebst anderem Rohmaterial allein 70–75.000 Meter Stoff erforderlich sind. Absatz: Deutschland, Schweiz, Österreich und Rußland.

Die Rothgerberei, in den letzten 2 Jahrzehnten wieder zur Blüthe gekommen, so daß Ebingen darin jetzt den vierten Rang in Württemberg einnimmt, verarbeitet in ihren Werkstätten, worunter 2 Etablissements mit Dampfbetrieb, jährlich ca. 30 bis 32.000 Wildhäute, und verbraucht hiezu 15–16.000 Ctr. Rinde; die Jahresproduktion an fertigem Leder (vorzugsweise Wildoberleder)

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0331.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)