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von Salbandschuhen und Handschuhen. Hervorgegangen aus dem Strickergewerbe, entwickelte sich dieser Industriezweig, namentlich seit der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, nach Einführung des eisernen Strumpfweberstuhls, zu großartigem Umfang. In der höchsten Blüthezeit der eigentlichen Strumpfwirkerei, vor Einführung der Rundmaschine, waren hier und für hiesige Fabrikanten in den umliegenden Gemeinden über 700 Strumpfweberstühle im Gang. Nach Einführung der Rundmaschine reduzirte sich diese Zahl allmählig auf 400, wovon der größere Theil aber von einem im Jahre 1842 eingeführten Nebenzweig als Haubenstühle absorbirt wird. Dagegen stieg die Zahl der Rundmaschinen, deren erste in Deutschland 1836 in Ebingen gebaut wurde (Dksch. S. 15), auf 260–70; die Zahl der Strickmaschinen auf 40–50. Früher ausschließlich Haus- jetzt theilweise Fabrikindustrie mit einigen großen Etablissements, beziffern sich die jährlich zur Verarbeitung kommenden Rohstoffe auf 2000–2500 Ctr. Wolle und 7000–8000 Ctr. Baumwollgarne. Die Jahresproduktion an Strümpfen, Jacken, Hosen, Röcken und Handschuhen belauft sich auf 60–65.000 Dutzend. Absatz des Fabrikats in ganz Deutschland einschließlich Elsaß-Lothringen und der Schweiz. Der früher großartige, lohnende Export nach Amerika hat seit 1859 gänzlich aufgehört.

Die Endschuhfabrikation hat sich ihren ursprünglichen Charakter als Hausindustrie bis jetzt zu bewahren gewußt; sie beschäftigt hier und auswärts 900–1000 Personen, darunter viele Frauen und Kinder, verbraucht jährlich ca. 60.000 Pfund Tuchenden und liefert 10–11.000 Dutzend Paar Schuhe mit gleichen Absatzverhältnissen wie bei den Strumpf- und Trikotwaaren.

Auch die Fabrikation von Kinderhauben, Kinderjäckchen und Stößern ist noch fast ganz Hausindustrie, beschäftigt 200 Stühle und 400 Personen, darunter ebenfalls viele Frauen und Kinder (mit Häckeln); sie produzirt pr. Jahr über 30.000 Dutzend Hauben, 10.000 Dutzend Kinderjäckchen und 10.000 Dutzend Stößer.

Zweitbedeutendster Industriezweig ist die Sammt- und Manchesterfabrikation (Dksch. S. 17); bis vor 20 Jahren noch ausschließlich Handarbeit und damals hier und namentlich in den Heuberggemeinden der Oberämter Balingen, Spaichingen und des badischen Bezirks Meßkirch Hunderte von Arbeitern beiderlei Geschlechts beschäftigend, ist dieselbe jetzt fast ebenso ausschließlich

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0330.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)