Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

a) Die Gemeinde hat eine große Markung mit durchschnittlich guten Feldern und besitzt rund 600 Morgen Allmand-Umbruch, die vor Jahren den Bürgern und Witwen zur Nutznießung gegeben wurden, so daß auch der Ärmste nicht unter dreiviertel Morgen oder 24 Ar Feld zum bebauen hat. Hiedurch ist die Grundlage eines Mittelstandes gegeben und Gewerbeunternehmungen mit starker Ausnützung des Kredits werden nicht beliebt.

Der Balinger ist fleißig und sparsam, auch sehr genügsam; die meisten sind zufrieden, wenn sie ein Kapital sich angesammelt haben, daß sie bei gutem Haushalt anständig leben können, und gewerbliche Operationen zu Steigerung des Vermögens, Erwerb von Reichthum mit Einsetzen der Errungenschaften werden gemieden. Die Devise ist,

„ein bescheidener, solider Geschäftsbetrieb“.

b) Balingen liegt an der sog. alten Schweizerstraße, die von jeher den Verkehr zwischen Württemberg und der Westschweiz vermittelte.

c) Eine Wasserstraße und überhaupt Wasserkräfte mangeln.

d) Die Gegend und die umliegenden Ortschaften sind zum Theil wohlhabend; große Städte, wohin sich der Schwerpunkt der gewerblichen Thätigkeit hinneigt, sind nicht in unmittelbarer Nähe, es kann sich daher der gewöhnliche Handwerker in der Stadt anständig durchbringen.

e) Im Jahr 1874 wurde die Eisenbahn von Hechingen nach Balingen und im Jahr 1878 von Balingen nach Ebingen–Sigmaringen eröffnet.

Nach diesem Umfang an Absatzquellen und Verkehrsmitteln hat sich denn auch seitdem das Geschäft in Balingen entwickelt und bewegt, es fehlt aber darum auch nicht an Unternehmungen, die den handwerksmäßigen Umtrieb weit überschreiten.

Als über den handwerksmäßigen Betrieb hinausgehend sind anzuführen: die Schuhmacherei, Handschuhmacher, Flanellhemden- und Tricotwaaren, Mechaniker, Strumpfwirker, Schafhalter.

Früher blühten: Zeug- und Tuchmacher, Messerschmiede, Kupferschmiede.

Der älteste Industriezweig war die Zeug- und Tuchmacherei.

Schon vor 150 Jahren besuchten diese Meister die Messen in Zurzach, Luzern und Bern, und hatten einen starken Absatz in die sog. Baar.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0271.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)