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Die Landjägerwohnung beim Oberamt, zweistockig.

Die Wasserverhältnisse der Stadt sind nicht sehr günstig. Außer mehreren Schwefelquellen am Fuß des kleinen Heubergs, wovon die bekannteste, 1724 entdeckt, auch zu Heilzwecken dient, und einigen artesischen Brunnen, wird das Tagwasser außerhalb der Stadt mit ziemlichen Kosten in Brunnenstuben gesammelt und in unzerstörlichen Leitungen (von Eisen, nur eine kleine Strecke von Thon) hereingeleitet, so daß es dem Witterungswechsel unterliegt. Man hat 13 laufende, 13 Pump- und 1 Ziehbrunnen. Der Marktbrunnen, mit stattlichem, gußeisernem Becken von 1843, trägt das schöne steinerne Bildniß eines Ritters im Plattenharnisch, den Befehlshaberstab in der Linken, auf dem cartouchirten Schild das wirtembergische Herzogswappen; wahrscheinlich Herzog Ulrich in seinen späteren Lebensjahren.

Die Straßen der Stadt sind chaussirt, gekandelt und gut gehalten, wozu das Material von Burgfelden geholt wird.

Den Verkehr nach außen vermitteln neben der Eisenbahn die Staatsstraßen nach Hechingen, Ebingen, Rottweil (mit späterer Abzweigung der alten Schweizerstraße gegen Spaichingen), Rosenfeld; die Vizinalstraßen nach Heselwangen und Ostdorf. Steinerne Brücken sind vorhanden: die zwei schon genannten über die Eyach, 2 über die Steinach, weitere 6 über kleinere Gewässer, ferner 6 hölzerne, und ebenso viele hölzerne Stege. Sie werden theils von der Stadt, theils von Güterbesitzern unterhalten; vom Staat nur die an der Hechinger Staatsstraße über den Reichenbach.

Die Einwohner der Stadt sind kräftig, ohne besondere Gebrechen. Sie erreichen öfter ein hohes Alter (meistens etwa 8 über 80), wie denn eine ehrwürdige Greisin, Elisabeth Eckenfelder, am 3. Mai 1880 im Alter von 1011/4 Jahr verstorben ist. Der Charakter der Einwohner ist derb, aber bieder. Das konservative Element in Sitte und Kirchlichkeit stellen besonders die Frauen dar. Die männlichen Spiele des Kegelschiebens und Scheibenschießens sind beliebt, ein Schießhaus vorhanden. Die Betriebsamkeit der Bürger ist durch die wiederholten Brandunglücke – ähnlich Tuttlingen und Ebingen, zu welch letzterem eine herkömmliche Rivalität besteht, wie umgekehrt – nur gesteigert worden. Die Paarung ländlichen und bürgerlichen Gewerbs begründet wohl gerade hier, bei kleineren Verhältnissen und fruchtbarer Gegend, den soliden Wohlstand.

Bei Beurtheilung der gewerblichen Verhältnisse in der Stadt Balingen kommen folgende Momente in Betracht:

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0270.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)