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Lotharing me fecit Anno 1624. Auf einem Schildchen steht: Frantz Rat Rot und Schröckhenstein, Burger zu Villingen. Die dritte: Anno domini MCCCCLVI und die Namen der 4 Evangelisten. Die vierte hat die Namen der Evangelisten in alten Majuskeln.

Eine zweite Kirche besitzt die Stadt außerhalb ihrer Mauern in der (gleichfalls der Stiftung gehörigen) Kirchhofkirche zu St. Sebastian. Wenige Schritte unterhalb der Stadt auf dem rechten Ufer der Eyach, über die man 1578 eine steinerne Brücke führte (die weiter oben gelegene trägt die Jahreszahl 1598) erhebt sie sich inmitten des ummauerten wohlgehaltenen, mit schönen Bäumen, namentlich Trauerweiden, bepflanzten Kirchhofs; mit ihrem uraltromanischen Thurm und ihrer schönen gothischen Façade eine Zierde der Gegend, zugleich ein bedeutsames historisches Wahrzeichen. Denn sie weist auf den ursprünglichen Platz der Stadt hin, deren Pfarrkirche sie ohne Zweifel bis zu ihrer Verlegung (s. u. Gesch.) war, und die sich wohl hauptsächlich auf der Flur „Clausen“, wo noch öfters Mauerreste zu Tage kommen, ausbreitete. Beim Eintritt in den Kirchhof begrüßt uns zunächst die schöngefügte schlanke Giebelfaçade, durch 2 hohe die kräftige Thür und das reiche Hauptfenster einschließende Streben in senkrechter Richtung, durch ein zwischen jenen laufendes abgetrepptes Gesimse, sowie ein etwas tieferes Sockelband, das weiterhin um das ganze Gebäude läuft, in wagrechter Richtung gegliedert. Die Nordseite hat vier schöne gothische Fenster; in der Ecke gegen den Chor ein vermauertes trefflich romanisches; ein Giebelstreifen darüber deutet das alte Nordschiff an. Der Chor, mit schönen spätgothischen Maßwerkfenstern, endet in drei Seiten des Achtecks. Er zeigt Spuren eines Ölberggemäldes. In der Südostecke steht der alte Thurm, bis auf das Dach, das ursprünglich ohne Zweifel über 4 Seitengiebeln 4 Rautenflächen hatte, während jetzt über einem Stockwerk mehr ein einfaches stumpfes Zeltdach folgt, wohl erhalten. Das oberste alte Stockwerk zeigt eine luftige Gallerie von zwiefach gekuppelten Fenstern mit Säulen ziemlich roher Form. Im Innern bietet das flach gedeckte Langhaus nichts Besonderes; der Chor aber, der hinter einem konsolengetragenen breitleibigen Triumphbogen (an ihm das A wie in der Pfarrkirche) sich öffnet, zeigt ein gar schönes, schlankes, frühgothisches Kappengewölbe. Er enthält eine hübsche neugothische Orgel, 1868 von Christian Jetter, Stadtmüller, gestiftet. Ein gewaltiger achteckiger hohler Taufstein steckt im Boden.

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0267.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)