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jetzt mit Wald bestockte ebene Fläche vor uns und tritt in großartigsten Felsmassen hinaus nach allen drei Seiten. Gegen das Eyachthal hin liegen auf ihr große Trümmerstätten versunkener Gebäude, gegen den Hohenzollern hin steht ganz auf der Ecke der stark durchlöcherte Rest eines Rundthurmes und dazwischen gegen Westen, wo eine kleine Strecke weit die Felsen aufhören und eine Schlucht herabzuziehen beginnt, ward diese durch eine 8–9 Fuß starke Umfassungsmauer, die, von Epheu überwuchert, noch ziemlich erhalten ist, geschlossen. Spuren der Umfassungsmauer sind auch an der Nordseite und noch mehr an der Südseite ganz gegen vorne, da wo die Gräben quer herüberlaufen; dort ist der Südflanke des Berges überall durch Mauern nachgeholfen. Der vertheidigte Raum war groß genug, daß seine zahlreichen Gebäude noch weite Gärten einfassen konnten, war ein echtes gewaltiges mittelalterliches Castrum, „Castrum Schalksburg“, wie es auch auf jenem Zollerngrabstein in der Balinger Stadtkirche genannt ist.

Und um diese Schalksburg her erhob sich vom zwölften bis zum fünfzehnten Jahrhundert auf den zahlreichen Riffen und Bergstirnen, wie ein Gefolge von Rittern und Reisigen, ein Kranz von Burgen; wir können im Umkreis von einer starken Stunde schon 7 Burgen, alle jetzt in Schutt gesunken, aufzählen; zwei bei Margrethausen, zwei auf dem Heersberg, eine auf dem Thierberg, eine auf dem Hirschberg und eine auf dem Streichenerberg. Als diese Herrenhäuser mit ihren steilen Dachgiebeln und weit umherspähenden Thürmen alle noch aufrecht standen und im Sonnenlichte glänzten, welch’ einen Anblick muß die an und für sich schon prachtvolle Gebirgsgegend gewährt haben!

Eine der merkwürdigsten jener Burgen war die auf dem Ochsenberg bei Margrethausen, denn sie stand nicht, wie die meisten andern, auf einem aus dem übrigen Gebirg keck vorspringenden Felsen, sondern sie stand auf der höchsten Stirne eines ganz schmalen langgestreckten Berges, dessen natürliche Form man nur wenig mehr bearbeiten mußte, um dort oben ein unangreifbares Ritternest anlegen zu können; man brauchte nur vorne und hinten zwei starke Gräben quer durch den Bergrücken zu graben, so entstanden dadurch an der Vorder- und Rückseite der Burg mächtige Wälle. An den beiden längeren Seiten war wegen der Steilheit der Abhänge keine Befestigung nöthig.

Eine weitere Burg wäre hier noch anzuführen, weil deren Anlage jene uralten Befestigungen auf dem Gräbelesberg nachahmt,

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0252.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)