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Lüge, schûz Schürze, schûran schüren, fûchdan fürchten, stûrb stürbe, fûrnëam (Weilheim; Erzingen: fîrnëam) etc.

Dehnungen von doppelter Konsonanz (cf. bei Nr. 3. 9. 10. 17): das eben genannte fûchdan, sûchd, dûfd, wûschd Wurst, dûschd Durst, schûz Schürze, zûchd, frûchd etc.

Besonders bemerkenswerth sind die aus altem iu entstandenen û: schûr, gsprûr Spreu, fûr Feuer, fûrig, i vërlûr, de verlûrschd, ër vërlûrd, aber mër vërliəran etc., ’s frûrd me, ’s vërdrûssd me, i bedrûg, i lûg ich lüge, i sûd ich siede, ër zûd er zieht, ër flûgd er fliegt, knûban knieen, wo sonst der Schwabe ui oder zum Theil auch spricht. Siehe auch bei Nr. 33.

An u und û möge sich sogleich anschließen das halbdiphthongische

24. zwischen ua und ue gesprochen; es entspricht schriftdeutschem langen u, ahd. u. mhd. uo: guəd ond bluəd, bluəschd, gruəban (= Gruben und ruhen) etc. Noch unumgelautet bruədan.

Alte Länge bewahrt in muədër, fuədër etc. D’nuəd das Niet.

25. ái gesprochen wie in schriftdeutsch Kaiser.

Entspricht 1. mhd.em öu in dáifan, dáifəde Taufe, fráid Freude, ’s fráid me, hái, háibəd Heuet;

2. mhd.em ei in káisër, aber Koəsərengə Kaiseringen), háid der Heide, aiër (aber sg. oə Ei; Dürrwangen: wáiër), dër ráian die Reihe, Mái, Báiër, doch hört man auch noch, z. B. in Pfeffingen, oiër, roian, Moi, Boiër; jedenfalls ist diese Aussprache mit oi stark im Rückgang begriffen.

Dau dráischd, ër dráid du trägst, er trägt, sáid gsáid, ër láid er legt; analog ër jáigd er jagt, jáich! jáichan. 3. Für langes ö, mhd. oe, den Umlaut von ô, steht ái in báis, náidig, háier, dër háichschd, gráissër, ráisch, an ràisle Röslein, flái, scháissle Schößlein, ráiërle, bláid, áid, bráisəmle, láisan, háiran, dráischdan, ufstáiran aufstören (aber stêran stören). In fast allen diesen Wörtern liegt ein altes, im Schwäbischen noch gesprochenes (s. Nr. 29) áu zu Grunde, als dessen Umlaut das fragliche ái zu betrachten ist so gut wie in áigle kleines Auge etc. 4. Für langes e, dem ein goth. ái entspricht, steht ái in mái mehr, wái weh, áirschd erst, sái See, schnái, mein sáil! (nur in dieser Betheuerungsformel, sonst sael), ái Ehe, dër zái, klái Klee, vërdláinan, Aiv Eva; rái Reh und náian nähen nur noch selten gehört, z. B. in Pfeffingen; vërdáunáiran (aber aer Ehre).

26. ei gesprochen wie schriftd. ei in bei, weichen. Es steht für ahd. und mhd. î, goth. ei in kleian, reifan (pruina und reifen), leischdan Leiste, leichd Leiche, heiran, eichan eichen (ein Faß) etc. De leischd, er leid du liegst, er liegt.

Ei = eu in zeig, deitel etc.; ei = äu, z. B. heisër, meis etc.

Besonders zu beachten ist veil viel.

27. eim, ein wird gesprochen wie schriftdeutsch ei (ai) in Schleim, Wein etc., nur nasal, und steht für mhd. und ahd. îm, în, goth. eim, ein. Z. B. leiman, wein, mein, gsein, nein hinein, rein herein etc. Klein (das folgerichtig kloən lauten sollte, wie es auch weiter nördlich kloin gesprochen wird).

Eim, ein steht für äum und äun in steimpf Strümpfe, weinsch Wünsche, leimble, lein Löhne, keinfdig etc. und ist in diesen Wörtern

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0138.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)