Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Finger in die Höhe. Vor einigen Jahren hat man ihn zum drittenmal begraben in einen Winkel, wo keine Sonne und kein Mond hin scheint.

Der Hammel an der Steinach (M. schreibt fälschlich Steinlach). Es ging ein Mann mit seinem Hund an der Steinach und sah am andern Ufer einen schönen Hammel. Nur mit Mühe ließ der Hund sich zurückhalten, er wollte beständig hinüber. Endlich entkam er, sprang durchs Wasser und stürzte auf das Thier los. Wie er dem Hammel so nahe war, daß er ihn hätte packen können, wandte er sich um, und so mehrmals. Da ging der Mann selbst über den Bach, um das schöne harmlose Thier einzufangen. Allein wie er ihm so nahe kommen war, daß er ihn hätte fassen können, ward er ihm entrückt und lief dicht vor ihm her, vergeblich mühte er sich, ihn zu fassen, da ward der Hammel plötzlich zu einem Rind und kurz vor Balingen wurden aus dem Rind 3 Ritter, die in die Stadt ritten. Gleiches wird auch vom Binsenbol erzählt, wo Kinder beim Erdbeerensammeln zuerst nur Baumstotzen, dann plötzlich 12 Ritter sahen. In Frommern geht auf dem Fronhof und Umgebung auch ein Hammel, ein großes Thier, das schon viele gesehen haben wollen. So oft man ihm auf wenige Schritte naht, bläht er sich auf und verduftet.

Auf dem Hirschberg bei Balingen wächst an einer bestimmten Stelle alljährlich ein Brennesselmann mit ausgestreckten Armen und Beinen. Man hat die Nesseln schon mehrmals ausgerottet, allein es wachsen jedesmal neue und bilden immer dieselbe Figur. Was da geschehen sein mag, weiß Niemand. (M.)

Bei Thailfingen ist die Katzwang, ein Wald, worin ein Geist beharrlich dengelt. Mal riefen ihm zwei Bauern, die eben vom Markt heimgingen: „mach’s recht! mach’s recht!“ da dengelte der Geist dergestalt drauf los, daß der ganze Wald erzitterte. (B.) Solcher Denglegeister gibts fast auf allen Markungen des Bezirks. Auch andere Geister, welche, wie der zwischen Engstlatt und der Mühle, der die ganze Nacht nackend Klee laden muß, weil er Klee gestohlen hat, finden sich häufig; so weiter der Geist „Bergmann“, der auf der Brücke zwischen Onstmettingen und Thailfingen sein Unwesen treibt; der „Holemutzgeist“, der an der Lochen die Vorübergehenden erschreckt mit dem Ruf: „Hole mutz, hole mutz!“ Zwischen Hausen und Onstmettingen geht ein alter Geist-Knäule bald in Hundsgestalt, bald in Erbsenbüschelform, ängstigt die Leute und führt sie irre.

In Hossingen, dessen Bewohnern längst nahe geht, daß die Lautlinger Markung ihrem Ort so nahe liegt, geht die Sage vom Kübelehans. Vor alter Zeit lief ein Lautlinger Namens Kübel auf Hossingen zu, und die Hossinger liefen Lautlingen zu, und wo sie sich trafen, sollte die Grenze sein. Der schlaue Kübel aber hatte sich vertragswidrig zu bald auf den Weg gemacht und kam bis nahe an das Dorf Hossingen. Vorher hatte er Lautlinger Erde in seine Schuhe und einen Löffel unter seinen Hut gethan und beschwor nun, er stehe auf Lautlinger Boden, so wahr ein Schöpfer über ihm sei. Die Hossinger verloren dadurch viele Äcker und waren sehr erbost. Der Kübel erhängte sich nachher und ward in einem Faß begraben ganz nahe der Hossinger Markung. Aber Ruhe hat er nicht, denn in der Adventszeit

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0126.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)