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sowie mit Ölgang und Hanfreibe bestehen, ferner eine Sägmühle, vier Schildwirthschaften und zwei Kramläden. Die Durchfuhr von Holz ist sehr beträchtlich.

Die Vermögensverhältnisse haben sich in den letzten Jahrzehnten gehoben; die reichsten Bürger besitzen etwa 50 Morgen, worunter 6–8 Morgen Wald, auf den Parzellen sind einzelne mit 40 Morgen Wald; der Mittelmann besitzt 20, die ärmere Klasse 4 Morgen Feld. Verschiedene, hiesigen Bürgern gehörende Grundstücke liegen auf angrenzenden Markungen. Auf der Gemeindemarkung besitzt der Freiherr von Sturmfeder 41 Morgen, worunter 36 Morgen Wiesen. Gemeindeunterstützung erhalten 25–30 Personen.

Die ziemlich große Markung ist, mit Ausnahme der Murrthalebene und der flachwelligen Gegend bei Aichelbach, Zell und Reutenhof, meist sehr bergig und hat im allgemeinen sehr verschiedenen Boden; in den Thalorten und theilweise auf Reichenberger Markung besteht der Boden, soweit er für den Ackerbau benützt wird, aus einem fruchtbaren, leichten sandigen Lehm und in der Thalebene aus Alluvionen, die den Wiesenbau begünstigen. Im nördlichen Theil der Gemeindemarkung, der durchaus der bergigen Keupergegend angehört, besteht der Boden aus den weniger fruchtbaren schweren thonigen Zersetzungen der Keupermergel und auf den höher gelegenen Orten Schiffrain, Dauernberg und theilweise Reichenberg kommen die magern Zersetzungen des weißen Stubensandsteins vor. Im Rohrbachthälchen erscheint Moorgrund, daher auch die Wiesen dort meist saures Futter liefern. Das Klima ist in den tief gelegenen Theilen der Gemeindemarkung mild und feinere Gewächse wie auch die Reben gedeihen, die Höhen aber sind den Winden sehr ausgesetzt und haben überhaupt rauhere klimatische Verhältnisse. Frühlingsfröste, die namentlich in den Niederungen den feineren Gewächsen und den Reben schaden, gehören nicht zu den Seltenheiten, dagegen kommt Hagelschlag nur wenig vor.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe (Brabanter- und Suppinger-Pflug, eiserne Egge, Walze) sehr fleißig und umsichtig betrieben, namentlich pflegt man den Obstbau mit musterhaftem Erfolg. Von Getreidearten baut man vorherrschend Dinkel, Roggen, Gerste und Haber, von Brach- und Handelsgewächsen Kartoffeln, Futterkräuter, Runkelrüben, Reps und Hanf.

Der Wiesenbau ist sehr ausgedehnt und liefert viel und gutes Futter; die Wiesen sind meistens zweimähdig und gegen 50 Morgen davon sind bewässerbar. Brotfrüchte und Futter werden viel nach außen verkauft.

Der Weinbau, welcher sich hauptsächlich mit Elblingen, Silvanern und Gutedeln beschäftigt, wird nur auf 60 Morgen betrieben und liefert einen gesuchten in den ersten Jahren angenehmen Wein,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/288&oldid=- (Version vom 1.8.2018)