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Das Klima ist auch hier ziemlich rauh, die Luft rein und gesund, jedoch meist bewegt, oft windig; Frühlingsfröste sind häufig und Hagelschlag kam in den Jahren 1832, 1843, 1845, 1852 und 1853 vor.

Der landwirthschaftliche Betrieb ist gut und zweckmäßige Neuerungen, wie die Einführung des Schwerz’schen Pflugs, der eisernen Egge, der Walze, hat Eingang gefunden; auch befindet sich eine Dreschmaschine im Ort. Die landwirthschaftliche Winterabendschule und Winterabendversammlung übt sichtlich einen erfolgreichen Einfluß auf den Betrieb der Landwirthschaft. Zur Besserung des Bodens kommen außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln noch Gips, Hallerde, Kompost, Asche, Dungsalz und hauptsächlich die fleißig gesammelte Jauche in Anwendung.

Die Güter werden theils im Dreifeldersystem, theils willkürlich bewirthschaftet; zum Anbau kommen vorzugsweise Dinkel, Haber, Gerste, Linsengerste, Roggen und Kartoffeln, weniger Weizen, Erbsen, Wicken, Ackerbohnen etc.; der Futterkräuterbau (dreibl. Klee, Luzerne, Esparsette) gewinnt immer mehr an Ausdehnung, auch wird weißer Klee mit Grassamen vermischt gezogen, um allmählig künstlich Wiesen zu erzielen. Von Handelsgewächsen zieht man viel Flachs, der sehr gut gedeiht und in namhafter Ausdehnung zum Verkauf kommt, etwas Reps und auf etwa 20 Morgen Hopfen. Von den Getreideerzeugnissen können jährlich etwa 1500 Scheffel Dinkel, 600 Scheffel Haber und 60–80 Scheffel Gerste nach außen abgesetzt werden.

Der nicht ausgedehnte Wiesenbau liefert ein mittelmäßiges, theilweise saures Futter, so daß trotz des bedeutenden Futterkräuterbaues noch Futter von außen bezogen werden muß.

Die mit späten Mostsorten, weniger mit Steinobst sich beschäftigende Obstzucht ist im Zunehmen, gewährt aber selten einen erheblichen Ertrag, der auch in den günstigsten Jahrgängen das örtliche Bedürfniß nicht befriedigt.

Die Gemeinde besitzt 1700 Morgen Nadelwaldungen, die jährlich 6–700 Klafter und 25.000 Stück Wellen ertragen; hievon erhält jeder Bürger 1 Klafter und das dazu gehörige Reisach; der Rest wird verkauft, was des Gemeinde eine jährliche Rente von etwa 3000 fl. sichert.

Eine Schafweide ist vorhanden, die nebst der Brach- und Stoppelweide 120–150 St. Schafe ernährt und an einen fremden Schäfer

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_332.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)