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Weite Fernsichten eröffnen sich nicht auf der Markung, dagegen viele landschaftliche Partieen von ausgezeichneter Schönheit; seien es Blicke von den Bergen herab in die tiefen waldigen saftgrünen Thäler, oder in diesen selbst, wo riesige Granit- und Porphyrfelsen, üppig bewachsen von schönen Laub- und Nadelhölzern, emporsteigen und an ihrem Fuße durch gewaltige Gerölle die wilden lauteren Bergwasser sich rauschend drängen. Vorzüglich schöne Stellen sind auf Burg Schramberg, auf Burg Schilteck, dann im Schiltachthale eine halbe Stunde unterhalb Schramberg, im Berneckthale (Falkenstein, Berneck, Teufelsküche) und im Lauterbachthale; hier sind auch hübsche Wasserfälle. 1

Die nennenswerthesten Gebäude der Stadt sind: die der h. Maria geweihte Kirche, sie steht so ziemlich in der Mitte der Stadt und wurde 1838–1842 in einfachem Rundbogenstil erbaut. Ihr Äußeres, ein schlichter rechteckiger Bau mit erhöhtem Mittelschiffe, worauf ein Dachreiter sitzt, macht eher den Eindruck eines Betsales, das Innere dagegen ist von bedeutender und feierlicher Wirkung; es folgt in der Anordnung dem sogenannten Jesuitenstile des vorigen Jahrhunderts, doch mit ganz antik behandelten Einzelformen. Das erhöhte Mittelschiff ist tonnengewölbt; die Seitenschiffe, durch starke Pfeilerarkaden vom Hauptschiff geschieden, haben je 4 Kreuzgewölbe. An den Pfeilern stehen im Hauptschiff jonische Pilaster, die ein vollständiges Gebälk tragen und hierauf ruht das schöne halbrunde Tonnengewölbe. Ein mit Rosetten in der Leibung belebter Triumphbogen führt in den auch tonnengewölbten, mit dem Mittelschiffe gleich hohen und gleich breiten Chor, zu dessen Seiten in der Höhe Emporen und darunter die Sakristeiräume angebracht sind. Die geradgeschlossene Schauwand des Chores ist sehr glücklich belebt durch zwei große in den Scheiben mit schönen Ornamenten bemalte Rundbogenfenster, die zwischen sich ein noch größeres Blendfenster haben, worin ein schönes neues Gemälde, Christus am Kreuze, prangt. Durch die Seitenschiffwände gehen große Rundbogenfenster, durch das Tonnengewölbe halbrunde Öffnungen. Sehr günstig wirkt, daß bloß im Westen eine Empore steht, sie ruht auf toskanischen Säulen und trägt die große schöngefaßte Orgel mit 35 Registern, verfertigt von Walker in Ludwigsburg. Der Hauptaltar ist klein, der linke Seitenaltar zeigt ein Gemälde im Zopfstil, Mariä Himmelfahrt, der rechts ein hübsches neues Bild, die Anbetung der Hirten, von Jos. Fuchs gemalt 1844. Unter den Emporen des Chores tiefen sich 4 Nischen ein, worin die Statuen der 4 Evangelisten stehen. Die Bänke sind

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_287.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)