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ernähren, wie die der beiden Thäler Lauterbach und Sulzbach, besitzt der Begütertste 80 Morgen Äcker, 21 Morgen Wiesen und 66 Morgen Wald; der Mittelmann besitzt 12 Morgen Äcker, 5 Morgen Wiesen und 18 Morgen Wald; die ärmere Klasse 3 Morgen Äcker und 2 Morgen Wiesen. Gemeindeunterstützung wurde im Jahre 1865 1100 fl. gereicht.

L. ist der Geburtsort von drei berühmten Orthopäden. Am 23. April 1770 ist geboren Joh. Georg Heine, Sohn eines Bauern, zuerst Messerschmied, dann Instrumentenmacher, endlich Orthopäd, in welch letzterer Eigenschaft er bahnbrechend wurde. Längere Zeit Assessor der medicinischen Fakultät und Demonstrator der Orthopädie in Würzburg, siedelte er 1829 ins Haag über, wo er ein orthopädisches Institut einrichtete und am 7. Sept. 1838 starb (Stumpf, denkwürdige Bayern 367–369). Ein Brudersohn desselben ist der jetzige Geh. Hofrath Jacob von Heine, welcher den 16. April 1800 geboren wurde, auf der Universität Würzburg Medicin, Chirurgie und Geburtshilfe, wie auch Orthopädie in dem Institut seines Oheims studirte. Im Jahr 1829 gründete er in Canstatt mit Unterstützung der K. Staatsregierung die erste orthopädische Anstalt in Württemberg, der er 35 Jahre vorstand und durch seine ausgezeichneten Leistungen einen großen Ruf verschaffte. Der Sohn eines andern Bruders ist Bernhard Heine, geb. den 20. Aug. 1800, welcher bei seinem Oheim den Grund seiner mechanischen Fertigkeit legte, in Würzburg studirte, allda Professor der Experimentalphysiologie wurde und sich als Osteotom und Orthopäd einen europäischen Ruf erwarb. Er starb den 31. Juli 1846 auf einem Besuch in der Schweiz bei Thun.

Die große Gemeindemarkung ist durchaus sehr gebirgig und von einer Menge tiefeingeschnittener Thälchen und Schluchten durchzogen.

Der Boden ist unergiebig, theils leicht rothsandig (Zersetzung des Buntsandsteins), theils kiesig, d. h. mit zahllosen kleinen Granittrümmern gemengt (Zersetzung des Granits). Die schmalen Thalebenen haben einen dem Wieswachs zuträglichen Alluvialboden, mit Ausnahme im Thal Sulzbach, wo nasser, saures Futter erzeugender Boden vorkommt.

Wegen der hohen Lage und der ausgedehnten Nadelwaldungen ist das Klima im allgemeinen rauh, die Nächte sind auch den Sommer über kühl, zuweilen kalt und Frühlingsfröste, wie auch kalte Nebel wirken häufig schädlich ein. Hagelschlag kommt seltener vor.

In Folge der ungünstigen natürlichen Verhältnisse ist die Landwirthschaft,

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_256.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)