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Stockwerks sitzt ein sehr alterthümliches, trefflich gefülltes gothisches Fenster; der dritte Stock, die Glockenstube, ist neu aufgesetzt und hat große Rundbogenfenster, darauf 4 Giebel mit Steinkreuzen, die ein vierseitiges, etwas stumpfes Zeltdach tragen. Das geräumige Innere macht einen äußerst freundlichen Eindruck; im Westen läuft eine schöne Empore und trägt statt der Orgel ein Harmonium; Kanzel und Beichtstühle sind in einfach gutem Stile gehalten. Die ebene Decke ist mit großen flachen Stuckreliefs geschmückt, welche im Schiff die Taufe, im Chor die Himmelfahrt darstellen. Im halbrunden Triumphbogen stehen auf Konsolen die neuen Statuen des h. Wendelin und des h. Remigius, und an der Südwand des Schiffes hängt ein schönes, sehr großes Kruzifix aus gothischer Zeit. Die Kirche hat 3 große prächtige Zopfaltäre, geweiht 1721. An der Westwand sind 2 alte merkwürdige halbverdeckte Grabplatten eingemauert, die eine stellt einen Ritter dar und hat die Umschrift: Ritter Conrad von Stain zu Steineck 1492; die andere ist in reichem Zopfstile gearbeitet, zeigt Engelchen, die einen Kelch halten, und das Hederer’sche Wappen; es ist die Grabplatte des 1756 verunglückten Pfarrers Franz Ignaz Herderer. Die alte tonnengewölbte Sakristei ist nördlich an den Thurm angebaut. Von den 3 Glocken hat die größte und älteste die Umschrift in lateinischen Majuskeln: lucas. marcus. matheus. s. iohannes. o rex. glorie. criste. veni. cum. pace; die kleinste hat dieselbe Inschrift in gothischen Minuskeln und die Jahreszahl 1470; auf der mittelgroßen, mit schönen Blumengewinden verzierten Glocke steht: 1736 Rosenkrantz Bruderschaft Stift und Scheid Gloggen.

Der Begräbnißplatz liegt gegenwärtig an der Nordseite der Kirche; auf ihm erhebt sich ein schönes 1865 errichtetes Steinkreuz mit dem Bilde des Erlösers.

Im oberen östlichen Theil des Dorfes steht die innen reichgeschmückte St. Annakapelle, mit Thürmchen auf dem Firste.

Das ansehnliche Pfarrhaus wurde 1616 erbaut und 1780 erneuert. Die Unterhaltung von Kirche und Pfarrhaus ruht auf dem Baufonds und weiterhin auf der Gemeinde. Schule und Rathhaus sind in einem 1826 errichteten Gebäude vereinigt, das neben den Gelassen für den Gemeinderath 2 Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters und des Unterlehrers enthält.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 4 Pump- und 9 laufende Brunnen, deren Wasser durch hölzerne Deuchel geleitet wird; auch die Markung ist reich an guten Quellen. Außer dem Neckar fließen über die Markung die Schlichem, der Schenkenberger Bach (auch

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_223.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)