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Süden ziehende Kinzigthal ändert oberhalb Alpirsbach seine Richtung plötzlich gegen Westen und macht hier einen beinahe rechten Winkel, im gemeinen Leben Ehlenbogen genannt, was zur Benennung des Thals und des Orts Veranlassung gegeben haben mag. Die meist ansehnlichen im Schwarzwaldstil erbauten Bauernhäuser (Höfe) lagern sich in namhaften Entfernungen von einander theils in der wiesenreichen Thalebene, theils auf wohlgerundeten Hügelvorsprüngen, die am Fuß der sehr hohen, steilen, bewaldeten Thalgehänge hervortreten und für den Feldbau benützt werden; sie bilden mit den sie umgebenden Obstbäumen und Gärtchen öfters sehr malerische Gruppen und tragen zur Lieblichkeit und landschaftlichen Schönheit des Thals wesentlich bei. In der Thalebene schlängelt sich raschen Laufs die klare Kinzig und setzt im Ort 3 Mühlen mit je 2 Mahlgängen und 1 Gerbgang (in einer derselben noch 1 Ölgang und 1 Hanfreibe) und 3 Sägmühlen in Bewegung; überdieß dient das Flüßchen noch der Holzflößerei.

Der Ort hat keine öffentlichen Gebäude und sogar die Gemeinderathssitzungen werden im Gasthaus zum Adler abgehalten. Die schulpflichtigen Kinder in Ober-Ehlenbogen besuchen die Schule in Schömberg und die in Unter-Ehlenbogen die Schule in Alpirsbach. Auch die Verstorbenen werden auf den Begräbnißplätzen der beiden Orte beerdigt. Zwei Schildwirthschaften sind vorhanden.

Die in den Jahren 1858–1863 vortrefflich angelegte Staatsstraße von Alpirsbach über Loßburg nach Freudenstadt führt auf der linken Seite der Kinzig dem ganzen Ort entlang; auch besteht eine gute Vicinalstraße nach Schömberg, während die von einem Haus zu dem andern angelegten Ortsstraßen noch manches zu wünschen übrig lassen. Über die Kinzig führen 5 steinerne und 6 hölzerne Brücken und Stege; an der Staatsstraße sind 4 steinerne Brücken angelegt; mit Ausnahme der letzteren werden die Brücken und Stege theils von der Gemeinde, theils von den betreffenden Güterbesitzern unterhalten.

Sehr gutes Trinkwasser ist im Überfluß vorhanden und jeder Hausbesitzer hat einen eigenen laufenden Brunnen; überdieß dringen auf der Markung an vielen Stellen klare Quellen hervor, von denen der sog. Gehrenbrunnen bei dem Schwenkenhof die bedeutendste ist.

In die Kinzig münden innerhalb der Markung der Gehrenbach, der Huttenbach, der Buchbach, der Grundbach, der Haselbach und der Erlenbach.

Die Einwohner sind gesunde kräftige Leute, deren Haupterwerbsquellen in Feldbau, Viehzucht und besonders in Waldwirthschaft und

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_220.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)