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Bochingen,
mit Einfeld, Haus, und unterer Schlatthof, Hof,
Gemeinde III. Kl. mit 695 Einw., und zwar 666 Kath., 28 Ev. und 1 von einer andern christl. Religionspartei. – Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Oberndorf eingepfarrt. Eine Stunde östlich von der Oberamtsstadt gelegen.


Der etwas unebene, freundliche Ort hat eine schöne freie Lage auf der östlich vom Neckarthal sich erhebenden Hochfläche in der flachen Einmuldung des hier beginnenden, gegen Süden ziehenden Irslenbachthales. Seine zum größeren Theil ansehnlichen Bauernhäuser liegen ziemlich gedrängt, doch zuweilen von Wiesen, Gärtchen und Hofräumen unterbrochen, an den gutgehaltenen, theilweise gekandelten Straßen. Rings um den Ort, der sich seit 10 Jahren bemerkbar verschönerte, gehen Wiesenflächen mit Wald- und Obstbäumen. Gegen Süden und Osten eröffnen sich schöne Aussichten, die schönste auf dem sog. Postenhölzle an der östlichen Grenze der Markung; der Blick schweift über die im Mittelgrunde liegenden lieblichen Thäler hin an die herrliche Albkette.

Die hübsche, dem h. Mauritius geweihte Kirche liegt mitten im Dorf auf freier und erhöhter Stelle. An ihr neues, in schlichtem Rundbogenstil von Groß († als Oberbaurath) 1811–12 erbautes Schiff stößt gegen Osten ein alter Thurm und hieran eine polygone mit starken Strebepfeilern besetzte Chornische, beide von spätgothischen Formen. Der Thurm ist vierstockig, hat im letzten Stock gefüllte Schallfenster und darauf ein spitzes vierseitiges Zeltdach. Das Innere macht, wie die meisten Kirchen des Oberamtes, einen recht angenehmen Eindruck. Die Decke des Schiffes ist eben, der Triumphbogen spitz; der Chor (im Thurme und mit der Nische darüber hinausgreifend) hat ein schönes Netzgewölbe, dessen Kappen blau mit goldenen Sternen bemalt sind. Als Gurtträger des Gewölbes erscheinen: zwei nackte, sich umschlingende Kinder mit Heiligenscheinen, ferner S. Andreas, S. Martha, Löwe, Stier (beide geflügelt), Adler, S. Jakobus d. Ä. und vier kleine Kinder (Seelen). Auf den Schlußsteinen sind dargestellt der Weltheiland, Maria mit dem Kinde, und auf einem großen rechteckigen Schilde der h. Mauritius, ein Ritter mit Schild und Fahne, auf welcher 3 Vögel angebracht sind. Die Fenster der Chornische sind mit hölzernen Maßwerken und farbigen Scheiben erfüllt. Der Hochaltar mit den Statuen von Christus am Kreuz, Maria und Johannes ist ein schönes Schnitzwerk von Maintel in Horb. An den Wänden des Chores stehen von demselben trefflichen Meister Heilige

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_214.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)