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Das schöne zweistockige, nördlich bei der Kirche stehende Pfarrhaus wurde 1805–6 neu erbaut; seine Unterhaltung hat die Stiftungspflege.

Die Schul- und Rathhausgelasse befinden sich in einem ansehnlichen, mitten im Ort gelegenen, 1826 dazu eingerichteten Bauernhause; es enthält auch die freilich etwas beschränkte Wohnung des Schulmeisters.

Ein Backhaus, ein Waschhaus, ein Schafhaus und ein Armenhaus sind vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern im Überfluß 7 laufende Brunnen, die von einer Quelle in der Nähe des Ortes vom Fuße des Hegelberges gespeist werden; besonders gut ist das Wasser des Kreschgrabens, das sich auch beim stärksten Regen nicht trübt. Außer dem Neckar fließt über die Markung der Irslenbach, der Langensteigbach und der Neuensteigbach, die alle zuweilen verheerend austreten. Die Bäche an der Barbara- und an der Neuensteighalde vertrocknen zeitweise. Auch an Quellen, die fast alle gutes Wasser führen, ist die Markung sehr reich.

Durch den Ort führt die Staatsstraße und die Eisenbahn von Oberndorf nach Rottweil; Vicinalstraßen sind nach Trichtingen und Harthausen angelegt.

Über den Neckar führen 2 hölzerne Brücken, über den Irslenbach ein Steg; die Unterhaltung derselben hat die Gemeinde.

Die Einwohner sind im ganzen kräftig und gesund, Kretinen und Krüppelhafte, deren es früher mehrere gab, sind ganz selten geworden; gegenwärtig zählt eine Person über 80 Jahre. Die Leute sind gutmüthig, gefällig, fleißig, sparsam und religiös; ihre kleidsame ländliche Tracht haben sie zum größten Theil noch beibehalten.

Erwerbsquellen sind Feldbau, Obstbau, Viehzucht und Gewerbe; überdieß bringen Arbeit und Verdienst die im Irslenbach und in der Neuensteighalde angelegten Tuffsteinbrüche, wie auch die Gipsbrüche am Kreuzberg und am Scheibenbühl. Lehm-, Töpferthon- und Kiesgruben sind vorhanden.

Unter den Gewerbetreibenden sind am meisten vertreten und arbeiten auch nach außen: die Mühlenmacher, Zimmerleute, Schmiede, Weber, Schuster; dann giebt es viele Schneider, Wagner, Maurer und Kübler, auch wird Korbflechterei hier getrieben; ferner bestehen 2 Gipsmühlen, 1 Ölmühle, eine mit gutem Erfolg betriebene Ziegelhütte, 2 Schildwirthschaften, wovon eine mit einer Bierbrauerei verbunden ist, und 2 Kramläden. Auch eine Verkehr bringende Einbindstätte für Langholz befindet sich hier.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_200.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)