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Acht Schildwirthschaften, worunter 6 Bierbrauereien und 10 Kauf- oder Kramläden, bestehen.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind befriedigend; der begütertste Bürger hat 50 Morgen Grundbesitz, worunter 24 Morgen Wald, der Mittelmann 5–10 Morgen, die ärmere Klasse oft bloß 1/41/2 Morgen. Einige Ortsbürger besitzen auch Güterstücke auf den Markungen von Reuthin und der 24 Höfe; 20 meist arbeitsunfähige Personen oder Kinder armer Eltern erhalten gegenwärtig Gemeindeunterstützung.

Die mittelgroße, von West nach Ost in die Länge gedehnte Markung, deren weit größter Theil dem Waldbau dient, ist mit Ausnahme der schmalen Thalebenen, sehr uneben, gebirgig und nur die Vorsprünge, die sich am Fuß der hohen Steilwände gebildet haben, zeigen auf ihren Anhöhen unbedeutende Flächen, während ihre Abhänge ebenfalls meist steil, und daher schwierig zu bebauen sind. Der im allgemeinen mittelfruchtbare leichte Boden besteht größtentheils aus den rothsandigen Zersetzungen des Buntsandsteins, der jedoch mit wenig Ausnahmen mit Wald bestockt ist; die für den Feldbau benützte Fläche gehört meist den Zersetzungen des Granits an; diese erscheinen hauptsächlich an den kleinen, vielfältig getheilten Vorsprüngen gegen die Thalebene der Kinzig hin.

Das Klima ist im allgemeinen mild und gestattet den Anbau von Obst und feineren Gewächsen; auch die Traube reift in günstigen Jahrgängen an den Kammerzen. Den Sommer über ist es zur Tageszeit öfters sehr heiß, des Nachts dagegen meist kühl und im Frühjahr stellen sich nicht selten schädliche Fröste und Nebel ein. Heftige Winde sind sogar in den Thälern häufig. Die Luft ist wegen der balsamischen Ausdünstung der nahen und weitgedehnten Waldungen rein und gesund. Hagelschlag kommt sehr selten vor, weil auf der südlichen Seite des Kinzigthals der Reuthiner Berg, auf der nördlichen das sogenannte Bettelmännle Wetterscheiden bilden.

Die Landwirthschaft wird so gut, als es die natürlichen Verhältnisse erlauben, getrieben; der Ackerbau ist verhältnißmäßig nicht ausgedehnt und wegen der bergigen Lage mühsam und der Reinertrag wegen des bedeutenden Kulturaufwands auch in günstigen Jahren nicht groß. Dem Boden, der vorzugsweise mit dem Wendepflug und mit der Hacke bearbeitet wird, sucht man neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch durch Kompost und Asche nachzuhelfen. Eine dreiflürige Bewirthschaftung ist weder üblich noch anwendbar. Man baut die gewöhnlichen Getreidearten und von diesen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_187.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)