Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

nahe der Südostecke findet sich noch ein frühgothisches Doppelfensterchen, und an einer steinernen Inschrifttafel steht hier: Anno Domini 1482 renovata est haec structura Abbate Jeronimo regente ingente observantia.

Von den Klosterräumen ist noch ziemlich viel erhalten; im südlichen Flügel das Dorment mit den Zellen zu beiden Seiten, eine davon hat noch die alte Bemalung, hübsches gothisches Pflanzengeschlinge. Auch das Dorment mit seiner flachen Holzdecke zeigt noch Spuren von Bemalung. Daneben liegt der große Konventsaal, ein rechteckiger Raum mit leichtgesprengter Balkendecke; in seiner nordöstlichen Ecke steht ein großer steinerner kreuzgewölbter Baldachin. Auf den Fußböden dieser und anderer Räume erhielten sich schöne Fliese.

Das Kloster ist jetzt zum größten Theil in Privathänden und dient zu Stallungen, Scheunen u. dgl. An der Ostseite des Klosterviereckes, da wo es an das Querschiff der Kirche stößt, war früher die Bibliothek angebaut, eine prunkvolle, mit reichen Netzgewölben überspannte, spätgothische Halle. Vor etwa dreißig Jahren wurde sie auf den Abbruch verkauft. Auch ihre Fenster waren mit trefflichen Glasmalereien geschmückt. Eines davon stellte den Abt Jeronimus († 1497) mit einer Unterschrift vor. An der Südostecke des Klosters steht der alte Klosterspeicher, noch aus der Zeit der ursprünglichen Klosteranlage stammend und ein Bauwerk von hohem Werthe. Er ist ganz aus trefflichen, häufig mit Steinmetzzeichen versehenen Buntsandsteinquadern aufgeführt und hat gar zierliche, tief eingeschrägte Rundbogenfensterchen. Am westlichen Anfang seines südlichen Giebels liegt ein großer Widderkopf; am nördlichen lag ein gleicher. Das Gebäude ist auch in Privathänden und steckt jetzt auf der Seite gegen den Klosterhof tief im Boden. Gegenüber der Westseite des Klosters steht ein nicht minder wichtiger Bau, die sogenannte Burg, ein sehr altes Steinhaus, das einst die Wohnung der Schirmherren des Klosters war; gegen Norden hat es eine rundbogige Pforte, von Buckelsteinen umfaßt, und in der Höhe eine Reihe jetzt verstümmelter, einst prächtiger Doppelfenster mit gedrückten romanischen Spitzbögen; sein oberstes Stockwerk ist jetzt von Holz. Das einst mit Mauer und Graben umgebene Gebäude wird von Privatleuten bewohnt. Ein runder Thurm, der bei seiner gegen Westen gekehrten Ecke stand, wurde vor einigen Jahren abgetragen. Südlich und westlich von dieser Anlage bestand bis vor Kurzem ein kleiner Weiher.

Zu bemerken ist noch der bei der Vorhalle stehende, an das

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_183.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)