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der Tiefe nach gestellten Säulchen die Mauer durchbrechen. Die Formen dieser Theile weisen entschieden auf die Zeit der Gründung zurück. Der alte Kreuzgang muß einst ähnliche Fenster gehabt haben, wie die vielen Bogensteine, die in dem jetzigen Kreuzgang eingemauert sind, beweisen. Dieser ward zwischen 1480–1490 in dem reichen, kecken ausschweifenden Geschmacke jener Zeit erbaut und zeigt prächtige wechselnde Netzgewölbe, ist aber jetzt zum Theile schrecklich verwahrlost. Auf seinem westlichen Flügel, der sich seit 1819 in Privathänden befindet, sind die herrlichen Gewölbe herabgestürzt, dagegen die reichen Maßwerke der Fenster noch vorhanden. Der an die Kirche hinlaufende Arm des Kreuzgangs erhielt sich am besten, sein zweites Stockwerk ist zu einem Emporenstock ausgebildet, der sich gegen die Kirche in Spitzbogen-Arkaden, gegen Außen in gefüllten Fenstern öffnet; schlichte Strebepfeiler stützen beide Stockwerke. Am siebenten seiner schönen Schlußsteine ist das Wappen der Herren von Neuneck und 1494 angebracht. Eine sehr reiche Stabwerksthüre führt hinaus in den einfachen Durchgang. Die Füllungen sind an diesem Arme, wie auch zumeist an dem östlichen und nördlichen Flügel herausgeschlagen; der östliche hat zwei schöne Pförtchen, eines gegen außen mit einem Engel, der ein Band hält, worauf 1483 steht; das andere zeigt die drei Wappenschilde der Stifter mit der Inschrift: Insignia fundatorum. Besonders schön ist das Netzgewölbe der Südostecke. Das Stockwerk über dem Kreuzgang hat außer dem Emporenstock einfache rechteckige Sprossenfenster. 1

Das Äußere des Klosters erlitt vielfache Veränderungen; so brannte z. B. die Südwestecke vor einigen Jahrzehnten nieder und ward ganz einfach wieder aufgebaut. An der Westseite, nahe der Kirche, tritt ein hübscher, halbachteckiger chorartiger Anbau vor, dessen zweites Stockwerk mit einem zierlichen Netzgewölbe gedeckt ist; an der Ecke seines Dachgesimses sind angebracht die Wappenschildchen der drei Stifter und des Andreas von Neuneck († 1513). Weiterhin sind an dieser Seite eingemauert die großen, sehr schön gearbeiteten Wappen der von Irslingen, Sulz, Zollern, Hausach, dann das Bild eines Abtes und der Wappenschild derer von Enzberg. Auf dem darüber hinlaufenden Schutzgesimse steht die nur zum Theil noch leserliche, gleich den Wappen aus dem 14. Jahrhundert stammende Inschrift: Bruno Abbas construx. istud. edific. .... Über einer Spitzbogenthüre derselben Seite steht 1489. Auf der Südseite sind noch hübsche gerade dreitheilige Sprossenfensterchen und die zwei großen, auch geradgestürzten, spätgothisch gefüllten Fenster des Dormentes zu sehen;

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_182.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)