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Dieselbach und der Lauterbach, der eine im nördlichen, der andere im südlichen Theile der Markung.

Früher befanden sich 4–5 jetzt in Wiesengrund verwandelte Weiher auf der Markung; durch den 11/2 Morgen großen im ehemaligen Klostergarten geht jetzt die Eisenbahn, von einem im Neckarthal aufwärts gelegenen ist noch ein Theil des Dammes sichtbar; er wurde ohne Zweifel einst vom Dieselbach gespeist.

Ein Badhaus stand ehemals im Neckarthal unfern der Stadt.

Über den Neckar führt eine schöne 1660 erbaute steinerne Brücke von 4 Freipfeilern und 5 Bögen, über den Sulzbach führen 2 steinerne und 2 hölzerne Brücken, über den Stadtbach 3 steinerne, über den Lauterbach 1, und endlich über den Dieselbach 2 steinerne Durchlässe. Die Unterhaltung ruht zumeist auf der Gemeinde.

Die Einwohner sind von kräftigem und verhältnißmäßigem Körperbau und nur bei einzelnen zeigen sich Spuren von Kretinismus, doch nimmt deren Zahl sichtlich ab. Seit 60 Jahren kam es 10–12mal vor, daß Ehepaare zur goldenen Hochzeit gelangten, eines feierte sogar 1843 die sog. diamantene Hochzeit; zwei Ortsangehörige zählen gegenwärtig über 80 Jahre. Die Einwohner sind friedfertig, fleißig, gefällig, kirchlich gesinnt und interessiren sich gerne sowohl für Tagesfragen, Gemeindeangelegenheiten, nützliche Neuerungen, als auch für die Geschichte und sonstige Vergangenheit ihrer Stadt. Ihre Vermögensumstände sind zum größern Theil ziemlich mäßig und nur ein Bürger besitzt 130 Morgen, einige 30–40 Morgen, mehrere 15–20 Morgen, der sogenannte Mittelmann durchschnittlich 3–4 Morgen Grundeigenthum. Die unbemittelte Klasse ist auf die Benützung von Allmandtheilen angewiesen. Einige Bürger haben auch eigene Waldungen, die jedoch auf angrenzenden Markungen liegen.

Die Haupterwerbsquelle der Einwohner bildet das Kleingewerbe in Verbindung mit Feldbau, zu welch letzterem namentlich ein Allmandgenuß von 13/4 Morgen Feld den Ärmeren Gelegenheit gibt. Auch die auf der Markung liegenden Muschelkalksteinbrüche, sowie ein Gipsbruch sind hier zu erwähnen; sodann findet sich Lehm und Töpferthon, doch nicht ausgedehnt, dagegen Tuffstein und Tuffsand in Menge. Zu Gewinnung von Gips bestand früher im Haugenloch, in der nordwestlich von der Stadt einbrechenden Schlucht, ein Stollen und in der Wasserfallschlucht ein Stollen und Schachtbau. Seit 1865 wurde zwischen der Gewehrfabrik und dem Bahnhof auf Steinkohlen gebohrt.

Die im Verhältniß zur Einwohnerzahl mittelgroße Markung

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_151.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)