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sind noch zum Theil vorhanden und in mancher Werkstätte prangt noch die alte feine Stuckdecke.

Im unteren Stockwerk des Klosters befanden sich einst 2 Refektorien und die Wohnungen für die Dienstboten. Auf die Gipswand eines dieser Refektorien waren gemalt: die Kaiserin Maria Theresia, ihr Sohn Joseph II., dann die Herzoge Albert und Friedrich von Teck. Im Mittelstocke befanden sich 18 Zimmer, im oberen 20 und die Bibliothek. Unter dem Dache lief durch alle Flügel ein Kornboden. Unter dem Kloster sind gewölbte Keller, der eine 120′ lang, 30′ breit, der andere 30′ lang und 20′ breit.

Die sehr große Kirche, deren 91′ hoher Thurm 1814 abgetragen wurde, traf das herbste Loos. Einst war sie eine herrlichweite, einschiffige, tonnengewölbte Halle, an den Wänden mit Nischen, zarten Stuckaturen und kleinen Gemälden reich belebt, an der Wölbung mit den drei trefflichen Fresken von B. Enderle geschmückt; es sind höchst gestaltenreiche, mächtige Perspektiven eröffnende Bilder.

In der halben Höhe der Kirche wurde ein Boden eingezogen und sie dient jetzt zu Magazinen, ausgenommen den oberen westlichen Theil, der seit 1820 zum Betsaal für die Evangelischen eingerichtet ist. Dieser Theil, noch immer ein bedeutender Raum, zeigt an der Decke eine von den riesengroßen Fresken, die Kreuzigung, noch ganz erhalten. Das zweite Bild, die Himmelfahrt, ragt nur zur Hälfte in den Raum herein, es wurde durch die Abschlußmauer gerade in der Mitte zertheilt. Im Jahr 1822 stiftete König Wilhelm eine Orgel in die Kirche.

In dem ursprünglichen, nunmehr zur Gewehrfabrik eingerichteten Klostergebäude befinden sich überdieß die Wohnungen des Gewehrfabrikverwalters, des Fabrik-Obermeisters und Gelasse für Fabrikarbeiter; das ehemalige Kloster-Ökonomiegebäude (Maierhaus) wurde zu Laborantenwohnungen und zum Stabeisenmagazin eingerichtet; auch wohnt in demselben der Hüttenverwaltungs-Assistent.

Der ehemalige Kellerbau mit 2 gewölbten Kellern ist jetzt Kohlenscheuer und in der Klostermühle, ein alterthümliches, massiv erbautes Haus mit hohen Giebeln, wurde die Schleifmühle eingerichtet. Ein ganz aus Stein erbautes Brauhaus mit Gelassen zum Backen und Schlachten ward 1811 abgebrochen. Ein 7 Morgen 11/2 Viertel großer Klostergarten lag am Kloster und war mit einer Mauer umgeben. Neu erbaut wurden: 1) ein Hammerwerk mit Frischfeuer und einem Großhammer, nebst einem Kleinfeuer mit einem Klein- und Zainhammer; 2) eine Rohr- und Klingenschmiede mit Bohrwerk,

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_149.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)