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merkwürdige, reich verzierte Steine eingemauert; der eine zeigt Masken, der andere das Geschlinge des Lebensbaumes. Sehr bemerkenswerth sind auch die im Rococostile gehaltenen Kirchenbänke; sie haben an der vordersten Brüstung schöne eingelegte Arbeit, an den Seitenbrüstungen trefflich geschnitztes reiches wechselndes Blumengeranke. An der fünften Bank rechts steht: der anfang. den 30. December 1733 das end. den 8. martius 1734. Auch zwei schöne Beichtstühle aus derselben Zeit und von dem gleichen noblen Geschmack sind vorhanden; ferner auf dem Hochaltar ein alter kleiner Pult mit eingelegter Arbeit, Christus am Kreuz, daneben Maria und Johannes. Diese Gegenstände wurden bei Aufhebung des Augustiner Klosters aus der dortigen Kirche von der Gemeinde angekauft und hieher versetzt. Die mit den Statuen der vier Evangelisten geschmückte hölzerne Kanzel ist in reichem Zopfstile gehalten. Die nördlich am Thurm stehende Sakristei ist alt, tonnengewölbt und hat gegen Osten ein Spitzbogenfenster; in ihr findet sich ein altes merkwürdiges Kruzifix. Die vier Glocken sind nach dem Brande von 1780 im Jahr 1786 umgegossen worden von Benjamin Grieninger in Villingen; die schwerste wiegt 3298 Pfund. Im Jahr 1788 bekam die Kirche Paramente aus der Jesuitenkirche in Rottenburg, namentlich einen schönen Kelch und drei kostbare Meßgewänder, und 1790 ebenso mehrere aus dem Depositorium zu Freiburg geschenkt. 1

2. Der ummauerte Begräbnißplatz liegt außerhalb der Stadt jenseits des Neckars an der Straße nach Bochingen; auf ihm stand die altehrwürdige vormalige Kirche zum heil. Remigius, welche bis zum 30jährigen Krieg Stadtpfarrkirche war und in welcher erst 1790 der Gottesdienst ganz aufhörte, worauf man sie 1806 und 1811 abtrug und die Steine zur Ausbesserung der Friedhofmauer verwendete. Die Remigiikirche war nicht besonders groß, aber ein einfaches massives Gebäude mit alten merkwürdigen Grabdenkmälern innen und außen. Auf der Stelle der abgetragenen Kirche errichtete man ein steinernes Kruzifix und pflanzte Linden um dasselbe. Das nebenstehende bisherige Beinhäuschen wurde zu einer Kapelle umgewandelt; sie enthält einen Altar mit Bildern und Figuren und eine von der Remigiikirche herüber gerettete Grabplatte mit der Inschrift: Anno Domini 1584 d. 19. Februarii starb Junkherr Jacob von Reckenbach, des Namens und Stammes der letzte. Dann ist hier an der Wand noch angebracht das sehr verdorbene Epithaphium des Pfarrherrn Fried. Wilh. v. Hohenberg, der 1726 durch einen schauerlichen Fall sein Leben endete.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_146.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)