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bei klarer Sommerzeit sogar die schneeglänzende Stirne des Säntis in den Appenzeller Alpen.

Außerhalb der eigentlichen ummauerten Stadt haben sich im Laufe der Zeit Vorstädte gebildet, wie die obere Vorstadt an der westlichen Seite der Stadt, und die untere Vorstadt, welche an der Ost- und Nordostseite der Stadt, theils an dem Abhang gegen das Neckarthal, theils in der Thalebene selbst etwas weitläufig hingebaut ist und auch das ehemalige Kloster, jetzt Gewehrfabrik, in sich schließt.

Von öffentlichen, der Gemeinde gehörigen Gebäuden sind zu nennen:

1. Die im Anfang des 17. Jahrhunderts zur Pfarrkirche erhobene Kirche zu St. Michael steht an der Südostecke der Stadt mit dem Thurme gegen Osten und gegen jene tiefe, mit Obstbäumen und wildem Gestrüppe bewachsene Schlucht gekehrt und würde mit ihrer Umgebung ein anziehendes Bild geben, wenn der Thurm nicht gar zu formlos wäre. Das Äußere der aus verschiedenen Zeiten stammenden Kirche ist sehr schlicht, der dreistockige, in seinem untern Geschoße alte Thurm, welcher zugleich die Stelle des Chors vertritt, bildet eine unförmliche von vierseitigem Zeltdach bedeckte Masse. Die Ostwand seines ersten Geschosses hat ein großes Spitzbogenfenster, die Südwand ein hübsches frühgothisches Pförtchen. Über dem mit tüchtiger Rococo-Holzthüre verschlossenen westlichen Eingange des Schiffes steht 1702; im Geschmacke dieser Zeit ward es mit langen gedrücktbogigen Fenstern erbaut oder wenigstens erneuert; auf dem Westgiebel sitzt noch ein altes Steinkreuz und an der Ostwand des Schiffes findet sich ein schlankes, jetzt zugemauertes romanisches Fenster. Kirche und Thüren brannten im Jahr 1780 vollkommen aus. Das Innere ist ein schön gestalteter und dabei wohlthuend bemalter Raum; das Langhaus hat ein flaches Tonnengewölbe mit Stichkappen, während der Triumphbogen und der Chor im Halbkreis gewölbt sind und ohne Zweifel noch von der ursprünglichen romanischen Anlage herrühren. An der Decke des Schiffs befindet sich ein tüchtiges Gemälde, die Vermählung Mariä vorstellend, an den Wänden ziehen sich die Bilder der Stationen hin. Von der Rückwand des am Gewölbe blau mit goldenen Sternen bemalten Chors grüßt ein großes Gemälde, Christus am Ölberg, vom nördlichen Seitenaltar die Taufe Christi, von der südlichen die Flucht nach Egypten; letzteres Bild wurde aus der alten Remigii-Kirche hieher versetzt. An der durch die Nordwand des Chors führenden frühgothischen Sakristeipforte sind von der ursprünglichen romanischen Kirche her zwei

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_145.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)