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ein Umgeldskommissär, ein prakticirender Arzt, ein Oberamts-Wundarzt und zwei Rechtskonsulenten. Auch bestehen hier 2 Apotheken, von denen die älteste im Jahr 1797 errichtet wurde.

Wappen der Stadt Oberndorf.
Wappen der Stadt Oberndorf.

Das Wappen der Stadt war von jeher das der Herzoge von Teck, ein schwarz und golden schrägwärts geweckter Schild. Das noch jetzt gebräuchliche runde Siegel mit der Umschrift: SIGILLVM CIVIVM IN OBERNDORF zeigt die Wecken im spanischen, mit Rankenornamenten umgebenen Schild.

Oberndorf besteht aus der eigentlichen ummauerten Stadt, der sog. oberen Stadt, und aus zwei Vorstädten, der oberen, westlich davon gelegenen, und der unteren, nordöstlich gelegenen, wo das frühere Augustiner Kloster steht. Die nicht große Stadt liegt auf der linken Seite des tief und schroff eingeschnittenen Neckarthales, in einer von hohen, steilen und kahlen Bergabhängen gebildeten kesselartigen Einbuchtung; in dieser, gegen das Neckarthal offenen Bucht erhebt sie sich auf einem etwa 150′ hohen felsigen, an einzelnen Stellen beinahe senkrechten Hügel, der aus jüngerem Süßwasserkalk (Kalktuff) besteht und sich erst später, nachdem die ursprüngliche Thalbildung längst vollendet war, hier abgelagert hat. Gegen Norden ist der Hügel durch die tief und wild eingerissene Schlucht des Sulzbaches, gegen Süden und Südosten durch die Schlucht des Wasserfallbachs und gegen Osten durch das Neckarthal begrenzt. Die Stadt war demnach auf 3 Seiten von Natur fest, und nur auf der vierten (Westseite), die mit dem übrigen Terrain zusammenhängt, zugänglich; hier wurde sie mittelst eines 40′ tiefen und weiten Grabens, durch den man einen Theil des Wasserfallbaches führte, künstlich befestigt und unzugänglich gemacht.

Daß im frühen Mittelalter die Terrainverhältnisse hier zur Anlage einer festen Stadt aufforderten, ist einleuchtend. Die Stadtmauern wurden überall am Rande der Felsplatte aufgeführt und von ihnen, die aus der Hauptmauer und der davor hinziehenden schwächeren Zwingermauer bestanden, erhielten sich noch rings umher bedeutende Reste, weil viele Häuser auf ihnen ruhen. Gegen Osten und Norden wachsen sie, zum Theil zu Gartenmauern erniedrigt, sehr malerisch aus den felsigen Wänden der tiefen Schluchten heraus; gegen Süden wurde die etwas enge Schlucht zum regelmäßigen Graben erweitert, in dem jetzt freundliche Gärtchen angelegt sind, und dahinter erhebt sich auf der noch erhaltenen Stadtmauer eine ganze Reihe alterthümlicher Wohnhäuser mit spitzen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_143.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)