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meisten der Korporationen sind geregelte, von Forstverständigen entworfene Wirthschaftsplane vorhanden; auch hat der Graf von Bissingen in Schramberg zur Bewirthschaftung seiner Waldungen einen besondern Forstverwalter aufgestellt.

Im ganzen Bezirk beträgt das Nutzholzerzeugniß etwa 70 % der ganzen Holzproduktion; der durchschnittliche jährliche Zuwachs wird zu 0,5–0,8 Klafter auf den Morgen angegeben.

Die Fichtenrinde gewinnt man häufig zu Gerbmaterial.

Was die Nebennutzungen betrifft, so ist 1) das Harzsammeln in neuerer Zeit in den Staats- und Korporationswaldungen aufgehoben worden und findet nur noch an früher angerissenen Fichtenstämmen statt, die übrigens vor allem andern Holz vorzugsweise zur Fällung kommen, so daß die Harznutzung in kurzer Zeit vollends ganz abgehen wird. 2) Die Waldstreu, als Laub, Heide, Moos, dürres Waldgras etc. ist sehr gesucht und wird öfters zum Nachtheil der Waldungen gewonnen; die in manchen Gegenden des Landes mit Vortheil benützte Nadelstreu (Hackstreu) wird nicht in der gehörigen Ausdehnung angewendet. 3) Die Gräserei wird nur auf holzlosen Stellen, Waldwegen etc. gestattet, doch öfters auch unerlaubter Weise zum Nachtheil der Waldungen ausgeübt. 4) Das Eckerig ist wegen der wenigen Mast-tragenden Bäume von keiner Erheblichkeit, dagegen wird der Nadelholzsamen vielfältig gewonnen. 5) Wildwachsende Beeren, wie Heidelbeeren, Himbeeren, Brombeeren und Erdbeeren werden gesammelt und theils roh verspeist, theils verkauft; aus den Heidelbeeren und Himbeeren bereitet man Branntwein, der, namentlich von den ersteren, sehr geschätzt ist. 6) Die Köhlerei findet in den Staatswaldungen nur noch insoweit statt, als im Revier Alpirsbach jährlich etwa 300 Klafter Scheit-, Prügel und Stockholz verkohlt und die Kohlen mit etwa 1200 Zuber an die K. Gewehrfabrik nach Oberndorf geliefert werden. Überdieß wird die Köhlerei von Privaten, jedoch in ganz mäßiger Ausdehnung, betrieben.

Der Holztransport geschieht je nach der Jahreszeit auf der Achse oder auf dem Schlitten nach den Orten oder an die Floßwasser Neckar, Heimbach, Kinzig und Schiltach, welche vieles Holz aufnehmen und weiter führen. Für den Landtransport des Langholzes kommt häufig der Lottbaum oder der Hallwagen in Anwendung. Die Flößerei wird in großer Ausdehnung betrieben und die Einbindstätten für dieselbe bestehen innerhalb des Bezirks:

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 099. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_099.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)