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primitiven Gebirgen und auf dem Muschelkalk haben sich jedoch auch die Laubhölzer theilweise eingebürgert. Unter den Nadelhölzern herrscht die Fichte (Rothtanne) vor, der die Weißtanne häufig beigemengt ist, während die Forche mehr eine untergeordnete Rolle spielt. Die Lärche kommt selten und nur künstlich angepflanzt vor. Über die Laubhölzer, die nirgends reine Bestände bilden, sondern nur eingesprengt vorkommen, s. den Abschnitt „Pflanzen“.

Wegen der hohen Lage und des rauhen Klimas werden die Waldungen, hauptsächlich die im westlichen Theil des Bezirks gelegenen, von Windwürfen, Schneedrücken etc. häufig heimgesucht. Von schädlichen Forstinsekten ist es besonders der Fichtenrüsselkäfer, welcher den jungen Fichtenkulturen schon öfters verderblich wurde; auch der Borkenkäfer richtet zuweilen Schaden an.

Die Waldungen des Staats sind im allgemeinen in gutem Zustande, während, mit Ausnahme der gräflich Bissingen’schen, an die übrigen, besonders an die Privatwaldungen, öfters etwas zu starke Anforderungen gemacht werden. Indessen wird auch von Seiten der Gemeinden für die Emporbringung der Waldungen Manches gethan, besonders um zurückgekommene Distrikte mittelst künstlicher Saat und Anpflanzung wieder in Aufnahme zu bringen.

Die Hochwaldwirthschaft ist der durch das beinahe allgemeine Vorkommen der Nadelhölzer bedingte weit vorherrschende Betrieb; Mittelwaldungen sind nicht vorhanden, und von Niederwaldungen blos einige Eichenschälwaldungen in der Schramberger Gegend, welche in 15jährigem Umtriebe bewirthschaftet werden.

In kleinen Gemeinde- und Privatwaldungen ist die Fehmelwirthschaft nach den neueren verbesserten Wirthschaftsgrundsätzen in berechtigter Anwendung, wobei zunächst das jeweilige Bedürfniß des Besitzers entscheidet. Die festgesetzte Umtriebszeit für die Fichte und Weißtanne ist 120 Jahre, wonach auch der Umtrieb der übrigen forstlich wichtigen Holzarten, welche meist in untergeordneter Mischung mit der Fichte und Weißtanne erzogen werden, sich richtet. Reine Forchenbestände, die übrigens selten vorkommen, werden in 100jährigem Umtrieb bewirthschaftet. Die Eiche, die Weißtanne und die Forche läßt man zuweilen auf günstigen Standorten, einzeln oder in kleineren Horsten, auch ein höheres, bis auf 200–250 Jahre ansteigendes Alter erreichen, um seltene, werthvolle Hölzer zu erziehen. Forstsaat- und Pflanzschulen sind im Bezirk 20 angelegt, und zwar in den Staatswaldungen 4, in den Gemeinde- und Stiftungswaldungen 16. Nicht nur für die Waldungen des Staats, sondern auch für die

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oberndorf. H. Lindemann, Stuttgart 1868, Seite 098. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Oberndorf_098.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)